07.04.2011

EU will Europas elendster Minderheit helfen – doch Deutschland schert aus und tritt Rechte der Roma-Kinder mit Füßen

Welt-Roma-Tag (08. April)

Anlässlich des Welt-Roma-Tages am 08. April hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) schwere Vorwürfe gegen deutsche Behörden erhoben. "Während die EU einen milliardenschweren Finanzierungsplan entwickelt hat, um Europas elendster Minderheit zu helfen, folgt Deutschland dieser Linie nicht, sondern tritt die Rechte von Roma-Kindern weiterhin mit Füßen", sagte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch am Donnerstag.

"Aus dem "Land ohne Kinder" – wie Kanzlerin Angela Merkel Deutschland bezeichnet hat – werden ständig hier aufgewachsene Roma-Kinder und -Jugendliche zurück in den Kosovo deportiert, aus dem zwar ihre Eltern stammen, der jedoch nicht ihre Heimat ist. So verstoßen deutsche Behörden mit unmenschlicher Härte als Deutsche aufgewachsene Kinder und zwingen ihnen ein vorhersehbar deprimierendes Leben in Perspektivlosigkeit und Elend auf."

Von 120.000 der 150.000 Angehörigen der farbigen Gemeinschaft der Roma im Kosovo wurden 1999 unter den Augen der NATO-Truppen, darunter auch deutsche Soldaten, von nationalistischen Albanern aus dem Land gejagt. Die Roma und Aschkali flüchteten vor Mord, Vergewaltigung, Entführung, Folter und Misshandlung. 70 ihrer 75 Siedlungen und Stadtteile wurden zerstört. Andere Roma-Familien waren bereits seit 1991 vor Unterdrückung und Verfolgung durch das serbische Militär geflohen.

"Die Kinder der vertriebenen Roma, die jetzt von deutschen Behörden abgeschoben werden, sind hier geboren oder aufgewachsen, sprechen nach 10, 15 oder 20 Jahren Deutsch als Muttersprache", sagte Zülch und erinnerte daran, dass Lehrer, Sozialarbeiter, Geistliche, christliche Gemeinden, Flüchtlingsräte und viele andere für ihre Eingliederung materiell und ideell unendlich viel geleistet haben. "Viele dieser engagierten Bürger haben erfolglos gegen die Abschiebung der Kinder protestiert und verfolgen nun entsetzt und hilflos die Deportationen", berichtete Zülch. Vergeblich haben auch der UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, der Menschenrechtskommissar des Europarats Thomas Hammerberg, der UNHCR, Human Rights Watch, die britische Minority Rights Group, die OSZE sowie die deutsche Bischofskonferenz gegen die Abschiebung von Roma in den Kosovo protestiert.

"Deutsche Gesetze haben den Betroffenen und ihren Eltern lange genug jede Lebensplanung vorenthalten", kritisierte der Menschenrechtler. "Bis vor kurzem erhielten geduldete Roma keine Arbeit, ihre Kinder durften nach Schulabschluss keinen Ausbildungsplatz antreten. So trieb die erzwungene Tätigkeit viele in Depression und Hoffnungslosigkeit." Er honorierte jedoch auch, dass einige Ausländerbehörden und Innenministerien, ihr Bestes gegeben haben, um sinnlose und unmenschliche Abschiebungen in einer Situation verhindern, in der selbst über die Hälfte der Angehörigen der herrschenden albanischen Nationalität keine Arbeit haben, wo Roma zu fast 100 % arbeitslos sind und Kinder, wenn sie überhaupt in Schulen akzeptiert werden, traumatisierenden Diskriminierungen ausgesetzt sind.