03.01.2006

Erstmals wird Kopte zum Gouverneur ernannt

Nach den Stimmengewinnen der Muslimbrüder bei Parlamentswahlen in Ägypten

Als bedeutende symbolische Geste gegenüber den seit Jahrzehn-ten in Ägypten diskriminierten christlichen Kopten würdigte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag die erste Ernennung eines Kopten zum Provinzgouverneur in Ägypten. Der Polizeigeneral Magdi Ayoub Iskanda war am Montag von Staatspräsident Hosni Mubarak zum Gouverneur der in Ober-Ägypten in der Nähe von Luxor gelegenen Provinz Qena ernannt worden.

 

"Doch diese Geste wird nicht ausreichen, um den Kopten die Angst vor einer weiteren Marginalisierung zu nehmen", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Weitere Schritte seien dringend notwen-dig, um einen Massenexodus der Kopten aus Ägypten zu verhin-dern. "So sollte Ägypten nicht länger den Bau oder die Renovierung von christlichen Gotteshäusern behindern", forderte Delius.

 

Seit den massiven Stimmengewinnen der radikal-muslimischen Muslimbrüder bei den Parlamentswahlen im Dezember 2005 fürch-teten die Kopten eine weitere Einschränkung ihrer Rechte. Die Muslimbrüder hatten im Wahlkampf mit dem einfachen Slogan "Islam ist die Lösung" gezielt auf eine religiöse Spaltung der ägyptischen Gesellschaft hingearbeitet. Bei der Wahl konnten die Muslimbrüder die Zahl ihrer Mandate versechsfachen und sind nun mit 88 Abgeordneten in dem 454 Sitze zählenden Parlament vertreten.

 

Obwohl die Kopten rund zehn Prozent der 74 Millionen Bürger Ägyptens stellen, wurde nur einer ihrer Kandidaten, der Finanz-minister, Yusef Boutros Ghali, unmittelbar in das Parlament gewählt.

Weitere fünf koptische Christen waren von Präsident Mubarak am 12. Dezember 2005 zu Abgeordneten ernannt worden. Mit diesem traditionellen Brauch soll Minderheiten eine bessere Vertretung im Parlament gewährleistet werden.