13.11.2015

219 Schülerinnen in Nigeria seit 19 Monaten verschleppt

Entführte Mädchen dürfen nicht vergessen werden – Mehr Initiativen für ihre Befreiung gefordert (Pressemitteilung)

Nigerianische Schülerinnen, die ins Nachbarland Niger geflüchtet sind - © Photo Unit via Flickr

Neunzehn Monate nach der Entführung von 219 Schülerinnen durch die radikal-islamische Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) beklagt, dass es noch immer kein Lebenszeichen von den verschleppten Jugendlichen gibt. Die Menschenrechtsorganisation forderte nachdrücklich mehr Engagement für die Befreiung der Entführten. „Die aus Chibok verschleppten Mädchen dürfen nicht vergessen werden. Denn ihr Leidensweg steht beispielhaft für das Schicksal hunderttausender Christen und Muslime im Nordosten Nigerias, die durch den Terror von Boko Haram ihr Zuhause oder ihre Angehörigen verloren haben“, sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. „Staatspräsident Muhammadu Buhari hat zwar den Kampf gegen Boko Haram zur zentralen Aufgabe von Regierung und Armee erklärt, aber eine klare Strategie zur Befreiung der Verschleppten ist bislang nicht erkennbar.“

Die meisten der 219 Chibok-Mädchen sind Christinnen. So gehören 176 von ihnen der protestantischen Eklesiyar Yan’uwa a Nigeria (EYN, Church of the Brethren in Nigeria) an. Im Nordosten des Landes gibt es viele Anhänger dieser radikal-reformatorischen Täufer-Kirche (früher auch Wiedertäufer oder Anabaptisten genannt). Sie ist seit 30 Jahren Mitglied im Weltkirchenrat und zählt rund 160.000 Gläubige.

Die Church of the Brethren beklagt, dass mehr als 8.000 ihrer Gläubigen seit der Eskalation der Boko-Haram-Krise im Jahr 2011 eines gewaltsamen Todes starben. Mehr als 100 ihrer 450 Priester mussten mit ihren Gemeinden fliehen und leben nun in anderen Landesteilen oder in den Nachbarländern. Insgesamt sind rund 2,5 Millionen Menschen vor dem Terror von Boko Haram und der Gegengewalt der Sicherheitskräfte auf der Flucht. Die Christen im Nordosten Nigerias verloren 1.668 Kirchen, die entweder niedergebrannt wurden oder von den Dorfbewohnern aufgegeben werden mussten. Bis zu 50 Prozent der Häuser und Geschäfte in den Dörfern und Kleinstädten der unterentwickelten Region wurden zerstört.

„Sowohl Christen wie Muslime stehen in den Krisengebieten Nigerias vor dem Nichts. Dringend brauchen sie ein Zeichen der Hoffnung. Die Befreiung der Chibok-Mädchen wäre ein wichtiges Signal, dass Nigerias Regierung und Militär das Schicksal der Zivilbevölkerung nicht ignorieren“, erklärte Delius. „Familien und Freunde warten dringend auf ein erstes glaubwürdiges Lebenszeichen der Verschleppten.“ Zwar gibt es immer wieder erschütternde Berichte, dass Entführte mit Boko-Haram-Kämpfern zwangsverheiratet wurden. Doch die nigerianischen Behörden bezweifeln, dass diese Berichte glaubwürdig sind. Sie stammen von jungen Frauen, die von Boko Haram festgehalten wurden und behaupten, im Gewahrsam der Terrorgruppe angeblich Chibok-Mädchen getroffen zu haben.


Header Foto: Photo Unit via Flickr