22.07.2013

Editorial

Sandy Naake, Redakteurin der GfbV-Zeitschrift, Foto: Privat

Aus bedrohte völker_pogrom 275, 1/2013

Liebe Leserinnen und Leser,

„Flut-Drama in Deutschland“, „Städte rüsten sich für Hochwasser“, „Sorgen um Helfer der Flutkatastrophe“ – diese Schlagzeilen beherrschten in den vergangenen Wochen die deutsche Medienlandschaft. Während uns das Wasser sprichwörtlich bis zum Hals stand, ist es in weiten Teilen der Welt ein knappes Gut. Pro Tag verbraucht jeder Mensch in Deutschland etwa 120 Liter in seinem Haushalt; in ärmeren Ländern sind es teilweise nur 20 Liter, die der Bevölkerung zur Verfügung stehen. Der Unesco zufolge gibt es keinen Mangel an Wasser, das Problem sei vielmehr der Zugang zu sauberem Wasser. In Entwicklungsländern etwa müssen Millionen Menschen, vorwiegend Frauen und Kinder, sechs Kilometer durchschnittlich zu Wasserstellen laufen. Die Macht über die Wasserressourcen liegt jedoch in den Händen von Politikern und Wirtschaftsmagnaten, die große Gewinne wittern. In den vergangenen Jahrzehnten sind Staudämme massenhaft gebaut worden, um die Trinkwasserversorgung sicherzustellen oder Wasser für die Stromerzeugung zu nutzen. Die Folgen von solchen Projekten sind jedoch verheerend: Ganze Volksgruppen oder indigene Gemeinschaften verlieren bei Zwangsumsiedlungen den Bezug zu ihrem Ursprung, ihre Kultur scheint dem Untergange geweiht, wertvolle landwirtschaftliche Nutzflächen werden überflutet und archäologische Stätten sind für immer verloren. Mehr als 50.000 Staudämme gibt es weltweit und es werden immer mehr. China plant Staudämme auf dem „Dach der Welt“, dem Himalaya, die Türkei hat die Oberhand über den Tigris und Ägypten hat Äthiopien beinahe den Krieg erklärt, weil das Land am Horn von Afrika den GERD-Staudamm errichten will.

Experten befürchten, dass sich Konflikte um Wasser in den kommenden Jahrzehnten immer weiter verschärfen werden. Bereits der griechische Philosoph Thales von Milet wusste im 6./7. Jahrhundert vor Christus um die Bedeutung des Elements Wasser: „Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser, denn Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück.“ Wasser als sprudelnder Quell des Lebens ist jedoch oft Segen und Fluch zugleich: Der Klimawandel verursacht Extrem-Wetterlagen, Dürren und Überflutungen wechseln sich in manchen Ländern wie Brasilien, Kenia und Somalia in immer kürzeren Abständen ab. Die Vereinten Nationen erklärten das Jahr 2013 zum Internationalen Jahr der Zusammenarbeit zum Wasser. Länderübergreifende Kooperationen werden immer wichtiger, um den Zugang zu dem Lebenselixier gerechter verteilen zu können. Denn Wasser geht uns alle an! Der Universalgelehrte Leonardo da Vinci sagte einst: „Wasser ist das Blut der Erde.“

Ihre Sandy Naake

Redakteurin von „bedrohte Völker – pogrom“


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