13.06.2012

Editorial

© GfbV

Aus bedrohte völker_pogrom 269-270, 1/2012

Liebe Leserinnen und Leser,

endlich halten Sie wieder ein Heft unserer Zeitschrift in den Händen. Wir danken Ihnen allen sehr dafür, dass Sie so lange geduldig darauf gewartet haben und entschuldigen uns für die Verzögerung. Unglückliche Umstände haben verhindert, dass wir schnell Ersatz für unsere frühere Redakteurin Katja Wolff finden konnten, so dass wir diese Doppelnummer allein auf die Beine stellen mussten. Jetzt endlich haben wir eine junge Redakteurin gewinnen können, die die kommende Ausgabe betreuen wird.

„Menschenrechtler vor Ort“ kündigen wir auf dem Titel dieser Ausgabe an: Das eintönige Leben in trostloser Landschaft hat unsere ehemalige Praktikantin Paulina Rinne während eines Sprachkurses im algerischen Flüchtlingslager Al-`Uyun kennengelernt. Dort haben Vertriebene aus der Westsahara Zuflucht gesucht. Die Ethnologin Judit Smajdli hat in der Westsahara eine längere Feldforschung durchgeführt. Carmen Albers ist für das International Peace Observers Network als Menschenrechtsbeobachterin auf Mindanao. Auch sie hat zuvor bei uns ein Praktikum gemacht. Die frühere Leiterin unseres GfbV-Büros in Berlin, Judith Kunze, war einige Wochen in Kambodscha. Ureinwohner haben ihr dort ihre Probleme geschildert. Mit Bernd Wegener, dem zweiten Vorsitzenden der Organisation „Freunde der Naturvölker, arbeiten wir seit Jahren eng zusammen. Er ist oft in Paraguay und hält dort Kontakt mit Unterstützern von in freiwilliger Abgeschiedenheit lebenden indianischen Gemeinschaften. Unser Nahostreferent Kamal Sido hat eine längere Reise durch den Nordirak unternommen, christliche Gemeinden besucht und mit vielen Vertretern kleinerer Volksgruppen gesprochen. Unsere Koordinatorin Nina Michael fährt oft nach Finnland und begleitet dort intensiv die Entwicklungen für die Volksgruppe der Sami. Erwähnt werden soll hier nicht zuletzt Carolina Jochheim, unsere frühere Praktikantin im Südosteuropareferat, die jetzt als Minijobberin unsere Homepage betreut. Sie hat ein Jahr im zu Russland gehörenden Udmurtien gelebt, der Heimat der Buranowskija Babuschki – der sechs fröhlichen älteren Damen, die dem Eurovision Song Contest 2012 eine besondere Note gegeben haben.

Schwerpunkt der nächsten Ausgabe von pogrom-bedrohte Völker wird die Situation der Minderheiten in Polen, Weißrussland und der Ukraine sein. Sie ringen nach Vertreibungen und Zwangsumsiedlungen durch Stalinismus, Chauvinismus und Nationalsozialismus um Anerkennung oder regionale Selbstverwaltung. Darauf wird eine Darstellung der Lage der kleineren Volksgruppen und Religionsgemeinschaften in Syrien folgen. Zusammen stellen sie fast die Hälfte der Bevölkerung und fürchten beides, den Sieg der Aufstandsbewegung wie den des noch herrschenden, diktatorischen Regimes. Die Situation in Syrien scheint vielen Menschen fast ausweglos zu sein.

So werden wir in den nächsten Monaten versuchen, unseren Rückstand aufzuholen und unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Lesern zu erfüllen.

Ihr Tilman Zülch

Herausgeber und GfbV-Generalsekretär


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