26.04.2005

Dschungelkind: Christliche Kirchen engagieren sich für Papua

Evangelikale Bibelgesellschaften wie Wycliffe sind auch heute noch in Westpapua und in anderen Regionen der Welt aktiv, in denen indigene Völker weitgehend isoliert leben. So erklärte im Januar 2005 das Missionswerk der größten protestantischen Kirchen in den USA, der 16 Millionen Südlichen Baptisten, dank der Arbeit ihrer 5.000 Missionäre hätten im Jahr 2004 mehr als 190 indigene Völker "erstmals das Evangelium gehört". Die Missionare haben sich zum Ziel gesetzt, die Bibel in alle Sprachen der Urbevölkerung zu übersetzen, um die indigenen Völker wirksam zu missionieren. Was in Kueglers Buch als Sprachforschung dargestellt wird, hat mit Ethnologie oder Linguistik wenig gemein. Die Bibelgesellschaften bedienen sich vor allem der wissenschaftlichen Methoden beider Disziplinen, um das Evangelium weitest möglich zu verbreiten.

Die Arbeit der Missionare steht in deutlichem Kontrast zum Wirken der Protestantischen Kirche (GKI), die sich sehr engagiert für die Rechte der Urbevölkerung sowie für Demokratie und die Bewahrung der Lebensgrundlage der indigenen Völker einsetzt. Die Pastoren der GKI sind heute zumeist Papua-Ureinwohner, die weltweit für die Rechte der Urbevölkerung eintreten.

Auch am Mamberamo Fluss, an dessen Nebenfluss Kueglers Fayu leben, hat die GKI Ende der 90er Jahre Wichtiges geleistet, um den Bau von Staudämmen und eines gigantischen Industriekombinats zu verhindern, das die Lebensgrundlage der Urbevölkerung zerstört hätte. Rund 6.000 Ureinwohner von mehr als 50 ethnischen Gruppen waren von dem Megaprojekt betroffen. Vertreter der Kirche zogen von Dorf zu Dorf der abgeschieden in der Nähe des Flusses lebenden indigenen Völker und informierten die Menschen über die absehbaren Folgen des Baues großer Wasserkraftwerke und Alluminium-Hütten. Erstmals organisierten die indigenen Völker sich daraufhin auf regionaler Ebene. Sie gründeten trotz Drohungen der Militärs im November 1998 einen repräsentativen Rat der am Mamberamo lebenden Ureinwohner, der sich gegen den Bau der Großprojekte an dem Flusslauf aussprach.

Gemeinsam mit Partnerkirchen, Menschenrechtsorganisationen und Umweltschutzverbänden informieren sie nicht nur in Indonesien, sondern auch in Europa über die Folgen der schweren Menschenrechtsverletzungen in Westpapua und fordern Regierungen in aller Welt auf, die katastrophale Lage der Menschenrechte in der indonesischen Provinz nicht länger zu ignorieren oder zu verharmlosen. In Deutschland waren es diese kirchlichen Stellen, die entscheidend an der Gründung des Westpapua-Netzwerkes mitwirkten, dem auch die Gesellschaft für bedrohte Völker angehört. Das Netzwerk bemüht sich nicht nur, ein realistisches Bild von den Lebensverhältnissen zu vermitteln, sondern tritt engagiert für Menschenrechte, Demokratie und Frieden in Westpapua ein.