15.01.2014

Druck der Türkei nicht nachgeben – Kurden nicht von Syrienkonferenz (Genf 2) ausschließen!

Appell an die Außenminister der USA und Russlands

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen hat am Mittwoch dringend an die Außenminister der USA und Russlands appelliert, darauf zu bestehen, dass Repräsentanten der Kurden an der für den kommenden Mittwoch (22.1.) in der Schweiz geplanten internationalen Friedenskonferenz für Syrien teilnehmen.

 

„Ein dauerhafter Frieden kann in Syrien nur unter Berücksichtigung der Interessen aller Bestandteile der syrischen Bevölkerung zustande kommen“, erklärte Tilman Zülch, Generalsekretär der GfbV, in seinem Schreiben. „Die Kurden und die mit ihnen lebenden christlichen Assyro-Aramäer stellen rund 20 Prozent der Gesamtbevölkerung und sind bedeutende Partner für eine Befriedung und Demokratisierung des durch den Bürgerkrieg zerstörten Landes. Weil radikale Islamisten die kurdischen Gebiete entlang der syrisch-türkischen Grenze immer wieder angreifen, müssen die USA und Russland die kurdische Bevölkerung unterstützen und ihnen eine gleichberechtigte Teilnahme an der Genfer Konferenz ermöglichen.“ Die türkische Regierung drängt darauf, dass der „Hohe Kurdische Rat“ als unabhängiger und selbständiger Verhandlungspartner nicht einbezogen wird.

Trotz der andauernden militärischen und politischen Katastrophe in Syrien ist es den Kurden und ihren christlichen Nachbarn nach jahrzehntelanger Unterdrückung und Verfolgung unter dem Assad-Regime gelungen, sich weitgehend aus dem blutigen Bürgerkrieg herauszuhalten, der zwischenzeitlich sowohl Züge eines Religions- als auch eines Stellvertreterkriegs angenommen hat. 

In den überwiegend von Kurden besiedelten Gebieten im Norden Syriens haben viele kurdische (Muslime und Yeziden), christliche sowie arabisch-sunnitische Flüchtlinge Schutz gesucht. Doch diese Gebiete sind von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten. Es kommt zu Versorgungsengpässen, weil sowohl Islamisten und syrische Regierungsverbände im Süden als auch die türkischen Truppen im Norden Blockaden errichtet haben. Zudem lässt die türkische Seite keine Hilfskonvois in die kurdisch-christlichen Gebiete Syriens passieren.

Die große Mehrheit der rund drei Millionen syrischen Kurden wird durch den „Hohen Kurdischen Rat“, einem Zusammenschluss der wichtigsten kurdischen Organisationen, repräsentiert. Er wurde 2013 unter Vermittlung von Masud Barzani, dem Präsidenten des irakischen Bundeslandes Kurdistan, gegründet.

 

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