13.06.2008

"Diese Behandlung ist unmenschlich"!

Appell an Europa: Nehmt die unschuldigen Guantanamo-Uiguren auf!

"Obwohl uns 2004 und 2005 gesagt wurde, wir seien unschuldig, sind wir seit sechs Jahren bis heute in Haft.Wir wissen nicht, warum wir noch immer Gefangene sind!"

Abdul Ghappar Turkistani

Sechseinhalb Jahre nach ihrer Festnahme in Afghanistan und Pakistan werden noch immer 17 Uiguren aus der chinesischen Region Xinjiang/Ostturkestan im Hochsicherheitstrakt des US-Gefangenenlagers Guantanamo auf Kuba festgehalten. Obwohl sie den Vorwurf der Unterstützung des Terrornetzwerkes El Kaida und des internationalen Terrorismus glaubwürdig zurückweisen konnten, werden die 17 Männer von den US-Militärbehörden wie Schwerstverbrecher behandelt. Sie leben unter unmenschlichen Bedingungen in Isolationshaft. Die Zellen, in denen sie bis zu 22 Stunden täglich verbringen müssen, bestehen aus kleinen Metallkäfigen ohne natürliches Licht. Mit Schlaf- und Essensentzug, Schlägen und Einschüchterungen werden sie von Wärtern misshandelt; medizinische Versorgung wird ihnen vielfach vorenthalten.

Die verzweifelte Lage der Uiguren wird noch dadurch verschärft, dass sie keine Hoffnung haben können, jemals wieder zu ihren Familien in Xinjiang zurückkehren zu können. Denn für Peking, das jegliche Opposition in der westchinesischen uigurischen Provinz mit brutaler Gewalt niederschlägt, gelten die 17 Männer als "Terroristen". Bei einer Auslieferung nach China würde ihnen langjährige Haft, wenn nicht die Todesstrafe drohen.

Die US-Behörden räumen zwar mittlerweile ein, dass die Uiguren irrtümlich in das Lager eingewiesen wurden und unschuldig sind, sie wollen ihnen aber nicht gestatten, sich in den USA niederzulassen. Das haben aus Rücksicht auf die diplomatischen Beziehungen mit China bislang auch mindestens 114 weitere Staaten abgelehnt. Einzig Albanien zeigte sich 2006 bereit, fünf der ursprünglich 22 in Guantanamo inhaftierten Uiguren aus humanitären Gründen Schutz zu gewähren.

Ein Brief aus Guantanamo

Im März 2008 erreichte ein bewegender Brief des Guantanamo-Gefangenen Abdul Ghappar Turkistani an seine Anwälte die Öffentlichkeit. Der Gefangene Nummer 281 erzählt darin, wie sich sein gesundheitlicher Zustand und der seiner Mitgefangenen ständig verschlechtert. Er berichtet vom Schicksal seines Landmannes Abdul Razak, der zwangsernährt wurde, weil er mit einem Hungerstreik gegen die furchtbaren Haftbedingungen protestiert und aus gesundheitlichen Gründen die Verlegung in ein anderes Lager gefordert hatte. "Momentan ist er gerade in der Arrestzelle… Er ist an einen Stuhl gefesselt und wird zweimal am Tag von Wärtern zwangsweise ernährt, die Schutzschilde aus Glas über ihren Gesichtern tragen. Das hat er jetzt die letzten 20 Tag erlebt. Für jemanden, der lange Zeit nicht gegessen hat, ist das keine menschliche Behandlung…. Ich habe gehört, dass einem Ägypter das Rückgrat gebrochen wurde… einem Libyer haben sie den Arm gebrochen… Müssen erst einige Turkestanis sterben, wie es in der Vergangenheit in diesem Gefängnis geschehen ist, bevor andere auf uns aufmerksam werden und sich um uns kümmern?"

Eine neue Heimat für die unschuldig Verfolgten – in Europa!

Das jahrelange, stille Leiden der unschuldig in Guantanamo festgehaltenen Uiguren muss endlich beendet werden! In dieser humanitären Frage kommt Europa eine besondere Bedeutung zu, denn die EU kritisiert das Gefangenenlager Guantanamo seit Jahren konsequent und fordert seine Schließung. Zudem gibt es in zehn europäischen Staaten (in Belgien, Deutschland, Großbritannien, Finnland, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Schweden und der Schweiz) kleine uigurische Gemeinschaften, die bereit wären, sich um die Integration der 17 leidgeprüften Männer zu kümmern.

Werden Sie aktiv!

Bitte schließen Sie sich unserem Appell an diese zehn Staaten an. Bitten Sie sie, ein großzügiges humanitäres Zeichen zu setzen und einzelne der 17 Guantanamo-Uiguren aufzunehmen.

Bestellen Sie unseren neuen Menschenrechtsreport "Guantanamo-Uiguren in Europa Schutz gewähren" (Mai 2008/ 25 Seiten, Euro 3,50.-) oder lesen Sie ihn online!

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