18.04.2005

Die systematische Zerstörung der christlichen Kirchen verbreitet Angst und Schrecken unter Iraks Christen

Attentate auf christliche Kirchen im Irak

Bei Sprengstoffanschlägen in Mosul im Nordirak sind nach Informationen von Mitarbeitern der Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV) vor Ort gestern Nachmittag um 14.30 Uhr die armenisch-orthodoxe Kirche im Al Widha-Viertel und um 16.30 Uhr die alte chaldäische Kirche Tahira, das Zentrum der Erzdiözese, fast vollständig zerstört worden.

 

Bei dem Angriff auf die erst kürzlich erbaute armenisch-orthodoxe Kirche wurden drei Menschen verletzt. Zwei Stunden später hatten zehn bewaffnete Terroristen die alte chaldäische Kirche Tahira gestürmt, die Gläubigen, die sich in der Kirche aufhielten, als Geiseln in einen Raum gesperrt, Sprengsätze angebracht und zu Expolsion gebracht. Dann wurden die Gläubigen freigelassen, die Feuerwehr wurde von den Attentätern jedoch daran gehindert, den schweren Brand in der Kirche zu löschen. Große Teile der aus dem 7. Jahrhundert nach Christus stammenden Kirche wurden zerstört.

 

Die 700.000 Angehörige zählende christliche Minderheit des Irak leidet seit Monaten unter massiven Angriffen von islamistischer Seite. Schon bis zu 70.000 Christen sollen das Land verlassen haben. Sicherheit gibt es für sie nur im kurdischen Föderalstaat im Norden, wo sowohl die Demokratische Partei Kurdistan unter dem Vorsitz von Masud Barzani und die Patriotische Union Kurdistan unter dem Vorsitz von Jalal Talabani Hilfsmaßnahmen für christliche Flüchtlinge aus dem mittleren und südlichen Irak unternimmt. Insgesamt dürften nach Schätzung der GfbV etwa 200 Christen, unter ihnen auch Frauen, terroristischen Anschlägen zum Opfer gefallen sein.

 

Chronik der Anschläge auf christliche Kirchen /Institutionen im Irak

 

Ende 2003 Ende 2003 finden verschiedene Angriffe auf christliche Institutionen statt: Ein Raketenangriff auf einen Konvent in Mosul, Sprengsätze in zwei christlichen Schulen in Bagdad und Mosul, an Heiligabend eine Explosion an einer Kirche in Bagdad. In der Nähe eines Klosters in Mosul wird eine Bombe gefunden und entschärft. (Daniel Pipes, Vom Verschwinden der irakischen Christen, in: New York Sun, 24.8.2004)

 

26.6.2004 Zwei Unbekannte werfen einen Sprengsatz aus einem silbernen Opel auf die Heilig Geist Kirche (al-Rooh al-Qudos) im Akha` Viertel in Mosul. Bei der Explosion wird die Schwester des Priesters verletzt. (www.christiansofiraq.com, 3.12.2004)

 

1.8.2004 Bei Anschlägen gegen vier christliche Kirchen in Bagdad und eine Kirche in Mosul werden zwölf Menschen getötet und 61 verletzt. Ein weiteres Attentat kann verhindert werden. Die Anschläge richten sich gegen eine syrisch-katholische, eine armenisch-katholische, zwei römisch-katholische und eine chaldäische Kirche. (Beate Seel, Christen werden zu Anschlagszielen, in: taz, 3.8.2004, S. 10, FAZ.net, 17.10.2004; kath.net, 26.10.2004, Daniel Pipes, Vom Verschwinden der irakischen Christen, in: New York Sun, 24.8.2004)

 

10.9.2004 Die Kirche Sankt Georg und die Wohnung von Pater Sabah Kamura in Doura, in einem Vorort von Bagdad, werden Ziel eines Anschlags mit Handgranaten und Maschinengewehrfeuer. Der Pater entgeht dem Attentat nur knapp. (kath.net, 28.9.2004)

 

11.9.2004 Im Zentrum von Bagdad explodiert eine Autobombe an der Virgin Mary Seventh-Day Kirche der Adventisten im Al-Sa’doun Park. (www.christiansofiraq.com, 3.12.2004.)

 

9.10.2004 Bei der assyrischen anglikanischen Kirche bei der al-Andalus Straße in Bagdad explodiert in der Nacht eine Bombe (www.christiansofiraq.com, 3.12.2004).

 

16.10.2004 Gegen sechs christliche Kirchen in Bagdad werden Anschläge verübt. Dabei wird eine Person getötet und neun weitere verletzt. Die Kirchen werden zum Teil schwer beschädigt; die aus Holz gebaute römisch-katholische Kirche Sankt Georg brennt vollständig ab. Die Anschläge am zweiten Tag des Ramadan waren, so die SZ, offensichtlich gezielt geplant. (FAZ.net, 17.10.2004; Süddeutsche.de, 17.10.2004.)

 

8.11.2004 Bei Anschlägen auf zwei orthodoxe Kirchen in Bagdad kommen mindestens acht Personen ums Leben. Die Anschläge richten sich gegen die syrisch-orthodoxe Kirche St. Georg und die St. Matthäus Kirche der assyrischen Kirche des Ostens. Bei den Anschlägen sei, so Cindy Wooden vom Catholic News Service, auch die chaldäische Kirche St. John beschädigt worden. (www.christiansofiraq.com, 8.11.2004)

 

7.12.2004 Sprengsätze explodieren in zwei Kirchen in Mosul: Die neue, noch nicht eröffnete armenisch-orthodoxe Kirche in dem Viertel Al Wihda wird um 14.30 Uhr angegriffen. Dabei werden drei Personen verletzt. Die chaldäische Kirche Al Tahira und Erzdiözese in dem Stadtteil Alshafa wird um 16.30 Uhr angegriffen. Bewaffnete Männer bringen die Gläubigen aus der Kirche, bevor sie die Explosion lösen. (Rev. Emmanuel aus dem Irak, 8.12.2004)