10.06.2005

Die Krankenstation in Mavaquita ist eingeweiht!

Schweren Herzens verließ Menschenrechtsaktivistin Christina Haverkamp nach Monaten schweißtreibender Schwerstarbeit im Februar 2005 die 300 Yanomami, die mit ihr die neue Krankenstation am Fluss Mavaca in Südvenezuela mit einem großen Fest eingeweiht hatten. Der alte Schamane Turema und die Ärztin Dr. Adriana Falco schnitten gemeinsam das rote Band am Eingang der Station durch. Sechs Yanomami-Dörfer mit zusammen mehr als 800 Menschen werden nun von Dr. Falco versorgt. Gesundheitsministerium und Umweltbehörde haben sich zum Unterhalt der Station verpflichtet, deren Bau aus Mitteln der Lottostiftung Schleswig Holstein Bingo unterstützt wurde. Behandelt werden Malaria, Flussblindheit, Lungenentzündung und andere Infektionskrankheiten. Die Yanomami halfen begeistert bei den Bauarbeiten mit. Dr. Falco behandelte die ersten schon vor dem großen Fest. Lesen Sie Ihren Bericht über zwei Jahre harter Arbeit.

Anfang 2003 erhielt ich einen Anruf aus Venezuela von dem Arzt Dr. Neuro Galban, der seit über 2 Jahren bei den Yanomami im Orinokogebiet in Venezuela arbeitet. Er hatte unsere Krankenstation in Brasilien im Amazonasgebiet von Papiu besucht und bat mich um Unterstützung für die Yanomami im Quellgebiet des Orinoko. In diesem 80.000 qm großen Gebiet im Süden Venezuelas leben 15 000 Yanomami, von denen nur 20% Zugang zur medizinischen Versorgung haben. Viele Yanomami leiden an Malaria, Onkozerkose, Flussblindheit, Lungenentzündungen und anderen Infektionskrankheiten.

Nach mehrwöchigen Recherchen vor Ort und vielen Gesprächen mit den Yanomami im Orinoco-Gebiet entschieden wir uns für den Bau einer Krankenstation an dem sehr abgelegenen Fluss Mavaca. Hier leben über 800 Yanomami-Indianer in 6 traditionellen Runddörfern ohne medizinische Versorgung

Nach vielen Dia-Vorträgen an Schulen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen und Bayern organisierten viele Schülergruppen Spendenaktionen und Benefizveranstaltungen für die neue Yanomami-Krankenstation. Dir Lotterie Bingo!Die Umweltlotterie (Schleswig Holstein) und die Gesellschaft für bedrohte Völker sagten ihre Unterstützung für den Bau der Station zu. So konnten Anfang 2004 die Vorbereitungen für den Bau des Projektes, für das wir die Genehmigungen des Gesundheitsministeriums (MSDS) und der Umweltbehörde in Caracas bekommen hatten, beginnen.

Im Juni 2004 unterbrach ich wegen einer nationalen Volksabstimmung um den Verbleib des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez Frias in seinem Amt die Arbeit. Nachdem das Referendum den Präsidenten bestätigt hatte, konnten wir die Projektarbeit im September fortsetzen.

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Mehrere Tage begleitete ich die Ärztin Joanna Conçalves bei ihrer Arbeit in den verschiedenen Dörfern am Rio Orinoko. Im Dorf Aratha starben zwei Kinder an Malaria, da wir nicht rechtzeitig mit dem defekten Außenborder das Dorf erreichen konnten. Weitere 12 Yanomami waren an Malaria erkrankt. Einige Tage später konnten wir sie mit Medikamenten versorgen.

Es gibt nur vier Krankenstationen in Ocamo, Mavaca, Platanal und Parima mit drei Ärztinnen vom MSDS für die über 21 000 Yanomami. Die vielen Yanomami-Dörfer im Quellgebiet des Orinoko, Ocamo, Padamo, und Siapa erhalten überhaupt keine medizinische Versorgung. Nur 20 Prozent der Yanomami in Venezuela haben Zugang zur medizinischen Versorgung!

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Die brasilianische Organisation Urihi, die seit fünf Jahren im Yanomamigebiet arbeitet, beklagt, dass immer mehr Yanomami von Venezuela zu ihren Stationen nach Brasilien kommen, um medizinische Hilfe zu erhalten. Vor ein paar Monaten kam ein ganzes Dorf nach Auaris, 80 Yanomami Frauen, Männer und Kinder völlig geschwächt, erkrankt an Malaria und Lungenentzündung. Urihi flog sofort vier Krankenschwester ein, die rund um die Uhr die Kranken versorgten. Für viele Yanomami kommt die Hilfe jedoch zu spät. Viele sterben in ihren Dörfern oder auf den langen Fußmärschen durch den Wald. Die kleinen Yanomami-Kinder sind so schwach, dass sie diese Strapazen nicht überstehen.

Die venezolanische Regierung hat bisher keine Anstrengungen unternommen, um mehr über die gesundheitliche Situation dieser isoliert lebenden Yanomami zu erfahren. Weder Anzahl noch die genauen Standorte der Yanomami-Dörfer sind bekannt.

Im März/April, begleitet von zwei Yanomami, besuchte ich mit dem Kanu und zu Fuß die weit entfernten Dörfer des Rio Mavaquita: Sipoi, Witohe, Mavaquita, Karuana, Waischewe und Mischi Mischi. Diese abgelegenen Dörfer erhalten selten oder überhaupt keine medizinische Versorgung. Alle Yanomami beklagten die fehlende und unzureichende medizinische Versorgung.

In jedem Yanomami-Dorf wurde eine Versammlung abgehalten und über den Bau der neuen Krankenstation diskutiert. Mit Fotos meiner bisherigen Arbeit in Brasilien und den beiden Krankenstationen in Ixima und Papiu konnte ich meine Arbeit glaubwürdig erklären und erhielt bei den Yanomami großes Vertrauen und Anerkennung.

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In einer Versammlung mit Yanomamihäuptlingen einigte man sich als Standort der Krankenstation auf Mavaquita. Das Dorf liegt sehr zentral am Fluss Mavaca und ist von allen anderen Dörfern in einer Stunde per Kanu erreichbar. Unsere Krankenstation in Mavaquita wird aus Stein gebaut, da wir ohne schriftliche Genehmigung keine großen Bäume im Wald fällen dürfen. Die Beantragung bis Erhalt der Genehmigung würden viele Monate, vielleicht sogar Jahre dauern. Nach der Regenzeit ab September 2004 können wir mit dem Transport und dem Bau der Krankenstation beginnen. Alles muss gut vorbereitet und organisiert sein, damit weder Werkzeug, Schrauben, Nägel, Rohre, Bausteine oder Zement vor Ort fehlen.

Für den Bau der Krankenstation rechne ich 3-4 Monate. Nach Fertigstellung hat das Gesundheitsministerium MSDS eine Ärztin oder Krankenschwester zugesagt. Auch die weiteren Kosten werden vom MSDS übernommen, sodass Anfang nächsten Jahres mit dieser Krankenstation über 700 Yanomami medizinisch versorgt werden können.

Es grüßt Euch herzlichst

Cohíba

Christina