03.04.2009

Die GfbV überreicht einen Appell an Jürgen Trittin

Mehr Irak-Flüchtlinge aufnehmen

Göttingen/Friedland
Am Donnerstag den 02.04.2009 hat Jürgen Trittin das Durchgangslager Friedland besucht. Bei dieser Gelegenheit hat die Gesellschaft für bedrohte Völker einen Appell an den ehemaligen Bundesumweltminister überreicht, mit der Bitte sich dafür einzusetzen 30.000 bis 50.000 weitere Flüchtlinge aufzunehmen.

Als ehemaliger Minister für Bundes und Europa Angelegenheiten in Niedersachsachsen, kennt Trittin die Problematik sehr gut und versprach sich auch in Zukunft dafür einzusetzen, mehr Irak-Flüchtlingen eine neue Heimat in Deutschland zu ermöglichen.

Appell

Sehr geehrter Herr Trittin,

Sie besuchen heute die ersten irakischen Flüchtlinge, die vor einigen Tagen im Grenzdurchgangslager Friedland angekommen sind. Von den insgesamt 10.000 besonders Schutzbedürftigen, denen die EU Zuflucht gewähren will, wird Deutschland 2500 aufnehmen.

Doch das ist nicht genug! Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert schon lange, den verfolgten Christen im Irak die Hand zu reichen und ein großes Kontingent dieser Glaubensflüchtlinge bei uns aufzunehmen. Wie einst die Hugenotten hier eine sichere Zuflucht fanden und sich integrierten, so werden sich auch die christlichen Irak-Flüchtlinge schnell anpassen. Sie brauchen unsere Hilfe!

Seit Jahren dokumentieren wir detailliert den systematischen Vertreibungsterror, dem vor allem die assyro-chaldäischen Christen, die Mandäer und Yeziden ausgesetzt sind. Unsere Liste, in der wir jedes Bombenattentat auf Kirchen, christliche Schulen und Bibliotheken, jeden Mord, jede Verschleppung und Vergewaltigung eintragen, ist erschreckend lang und wächst jeden Monat. Die Angehörigen dieser Glaubensgemeinschaften finden Drohbriefe in ihrer Post und müssen Hasspredigten ertragen. Sie schweben in ständiger Angst um ihre Kinder, die auf dem Weg zur Schule entführt werden könnten. Für Verschleppte werden oft schwindelerregend hohe Lösegeldforderungen erhoben. Auch wenn gezahlt wird, ist das keine Garantie dafür, die Entführten lebend wiederzusehen.

Hunderttausende konnten diese ständige furchtbare Bedrohung nicht aushalten und sind in die Nachbarländer Syrien und Jordanien sowie nach Irakisch-Kurdistan geflohen. Dort sind die Aufnahmekapazitäten jedoch erschöpft. Das UN-Flüchtlingshilfswerk schätzt, dass 60.000 Menschen als Härtefälle einzustufen sind, die auf keinen Fall in den Irak zurückkehren können.

Wir appellieren dringend an Sie: Setzen Sie sich bei der Bundesregierung dafür ein, dass Deutschland zwischen 30.000 und 50.000 dieser Glaubensflüchtlinge aus dem Irak Zuflucht gewährt.

Mit freundlichen Grüßen

Tilman Zülch, GfbV-Vorstandsvorsitzender

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