09.10.2006

Die gefährliche Lage der Christen im Irak anerkennen!

Dringender Appell an Oberverwaltungsgericht

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Montag dringend an die Richter des Oberverwaltungsgerichtes Rheinland-Pfalz in Koblenz appelliert, der Klage eines irakischen Ehepaars christlichen Glaubens aus Bagdad stattzugeben und der Familie mit ihren minderjährigen Kindern in Deutschland weiter Schutz zu gewähren. "Nachrichten über Misshandlungen, Folterungen und Morde an Christen im Irak erreichen uns täglich, deshalb ist es verantwortungslos, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge verfolgten irakischen Christen die Anerkennung entzogen hat", heißt es in dem Schreiben der GfbV.

 

"Im mehrheitlich christlichen Europa fühlt man sich heute von islamistischem Terror bedroht, da ist es grotesk, einer verfolgten Christengruppe, die zu großen Teilen ihre Heimat verlassen hat oder ihre Flucht vorbereitet, den Aufenthalt in Deutschland zu verweigern", betont der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch.

 

Nach Recherchen der Menschenrechtsorganisation sind die assyrisch-chaldäischen Christen im Irak religiöser Verfolgung ausgesetzt und Flüchtlinge können ohne Gefahr für Leib und Leben nicht in ihre Heimat zurückkehren. Obwohl es im Irak den weltweit aggressivsten islamistischen Terror gibt, hatte das Bundesamt den Asylwiderruf für die Familie damit begründet, dort habe sich die politische Situation nach der Intervention der USA und dem Sturz Saddam Husseins geändert. Der Fall wird am Dienstag in Koblenz verhandelt (AZ: 10 A 10785/05.OVG).

 

"Die Angehörigen der christlichen Minderheit des Süd- und Mittelirak müssen von Stunde zu Stunde mit Terroranschlägen rechnen. Sie können sich in ihren Kirchen nicht mehr versammeln, nachdem 25 Gotteshäuser Terroranschlägen zum Opfer gefallen sind. Erst vor einigen Tagen explodierte vor der Maria-Kathedrale in Bagdad ein mit Sprengstoff beladenes Auto", sagt der GfbV-Nahostreferent, Kamal Sido. Priester würden ermordet und täglich würden Christen entführt. Um nicht auf offener Straße von Islamisten angegriffen zu werden, müssten Christen ihre Identität verbergen, und Christinnen müssten sich verschleiern.

 

Auch im nordirakischen Kurdistan sei die Sicherheit der christlichen Assyro- Chaldäer nicht hinreichend gewährleistet, schrieb die GfbV. Dieses Gebiet sei zwar befriedet, jedoch mit Flüchtlingen völlig überlastet. Die schon jetzt hoffnungslos überforderten kurdischen Behörden und humanitären Organisationen befürchteten zudem ein Übergreifen des Terrors auf ihre Region. Außerdem drohe die türkische Regierung immer wieder mit dem Einmarsch türkischer Truppen in Irakisch-Kurdistan. Die türkische, aber auch die iranische Artillerie beschieße nahezu täglich Ortschaften, darunter auch christliche Dörfer, auf dem kurdisch-irakischen Territorium. Von einer dauerhaften Änderung der politischen Verhältnisse in Irakisch-Kurdistan könne deshalb nicht die Rede sein.

 

Trotz des "Autonomie-Status" sei Irakisch-Kurdistan weiterhin ein Bestandteil des Irak. Alles, was über die Sicherheitslage im Irak gesagt werde, gelte auch für Irakisch-Kurdistan. Diese Region werde sowohl von den Nachbarstaaten als auch aus dem übrigen Irak täglich bedroht.

 

Eine Chronik der Anschläge auf christliche Kirchen finden Sie hier

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