27.11.2007

Die Chaldäer und die Chaldäische Kirche

Hintergrundinformation

Das Oberhaupt der chaldäischen Kirche Emmanuel III. Delly wurde am 6. Oktober 1927 in Telkaif in der so genannten Ninvehebene nicht weit von der Provinzhauptstadt Mosul im Nordosten des Irak geboren. Der Geburtsname des Patriarchen ist Karim Geries Mourad Delly. Nach dem Studium in Mosul und Rom wurde er am 21. Dezember 1952 zum Priester geweiht.

Emmanuel III. Delly ist Lizentiat der Philosophie und Doktor der Theologie und des kanonischen Rechts. In den Irak kehrte er 1960 zurück. Dort wurde er Generalsekretär des damaligen Patriarchen Paulus II. Cheikho.

Nachdem Emmanuel III. Delly 1962 zum Patriarchalvikar erhoben worden war, empfing er im Dezember die Bischofsweihe und nahm am Zweiten Vatikanischen Konzil (11. Oktober 1962 bis zum 8. Dezember 1965) teil. Es wurde von Papst Johannes XXIII. mit dem Auftrag zu pastoralem und ökumenischem Denken einberufen. Mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Lebensjahren legte Emmanuel III. Delly am 19. Oktober 2002 sein Amt nieder. Am 3. Dezember 2003 einigte sich die Synode der Chaldäisch-Katholischen Kirche in Rom auf Emmanuel III. Delly als Nachfolger des verstorbenen chaldäischen Patriarchen Raphael I. Bidawid.

Die Chaldäer und die Chaldäische Kirche:

Durch den Einfluss katholischer Missionen, die seit dem 17. Jahrhundert besonders unter den ostsyrischen Christen wirkten, kam es zur Abspaltung größerer Teile der Kirche von Antiochia und dem gesamten Osten, die zur Union mit Rom übertraten. Den ostsyrischen Kirchenritus behielten sie bei. Rom bezeichnete sie als Chaldäische Kirche, ihr Patriarch bekam den Titel "Patriarch von Babylon". Somit vereinte sich die Chaldäische Kirche mit Rom und erstarkte im 19. Jahrhundert. Seitdem ist sie die zahlenmäßig größte christliche Kirche im Irak, wo es heute acht Diözesen gibt. Hinzu kommen je zwei im Iran und in den USA, je eine im Libanon, in Syrien, Ägypten, Kanada, Australien und in der Türkei. Die chaldäischen Katholiken zählen heute weltweit etwa 600.000 Gläubige unter 23 Bischöfen. Von den ca. 200 Priestern wirken etwa die Hälfte im Irak, 20 betreuen die rund 160.000 katholischen Chaldäer in den USA. Etwa 18.000 leben heute in Frankreich.

Sowohl unter Saddam Hussein als auch nach dessen Sturz haben viel Chaldäer, wie es auch bei Angehörigen anderer Minderheiten der Fall ist, den Irak verlassen. Die Situation der Christen wurde nach dem Fall von Bagdad 2003 immer bedrohlicher. Große Teile der christlichen Bevölkerung waren gezwungen, ihre Heimat im Irak zu verlassen und in sichere Gebiete zu flüchten.

Die Chaldäer bilden mit den Assyrern und Aramäern (Suryani) eine gemeinsame Volksgruppe und sprechen je nach Region leicht unterschiedliche Dialekte des Neuaramäischen. Das Altaramäische war die Sprache Jesu.