14.12.2006

Die Arktis schmilzt und wird geplündert - Indigene Völker leiden unter Klimawandel und Rohstoffabbau

Pressekonferenz in Hamburg und bundesweite Aktion in 38 Städten und Gemeinden –

Bedroht der Klimawandel die indigenen Völker der Arktis ohnehin massiv, so stehen viele der 400.00 Ureinwohner aufgrund des einsetzenden Runs auf die Bodenschätze der Arktis nun buchstäblich vor dem Aus. Zu diesem erschreckenden Fazit kommt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in einem 105 Seiten umfassenden Menschenrechtsreport, den die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag auf einer Pressekonferenz mit dem Polarforscher Arved Fuchs sowie Betroffenen aus der Arktis in Hamburg vorgestellt hat. Zeitgleich machten GfbV-Mitglieder mit Protestaktionen in 38 deutschen Städten und Gemeinden auf die dramatische Lage der Ureinwohner aufmerksam.

 

Deutschland, das im Januar 2007 den Vorsitz der G 8-Staaten übernimmt, müsse sicherstellen, dass die reichsten Industrienationen der Welt grundlegende Menschenrechte indigener Völker der Arktis beachten, forderte die GfbV. Ihr Recht auf Nahrung und sauberes Wasser, auf Beachtung ihrer traditionellen Kultur und ihrer Landrechte dürfe nicht länger verletzt werden. Auch müssten Ureinwohner an allen Entscheidungen, die sie betreffen, angemessen beteiligt werden.

 

In dem Report dokumentiert die GfbV, wie Erdöl- und Erdgaskonzerne sowie Bergbau-Unternehmen im gesamten Polargebiet die Rechte indigener Völker mit Füßen treten. In den vergangenen Monaten habe ein beispielloser Run auf die Ressourcen in der Arktis und Subarktis eingesetzt. So stünden alle führenden internationalen Energiekonzerne in der Barentssee förmlich "Schlange", um von der Ausbeutung der Bodenschätze zu profitieren. Auch im Norden und Osten Sibiriens bedrohe die Ausplünderung der Öl- und Erdgasreserven akut das Überleben der Ureinwohner. Deutschland sei besonders in der Pflicht, weil ein Großteil seines Erdgases auf dem Land indigener Völker in Sibirien gefördert werde. Daher müsse Deutschland sicherstellen, dass dabei auch deren Rechte beachtet werden.

 

Umfassend werden die vielfältigen ökologischen, gesundheitlichen, sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und militärischen Folgen der Plünderung für die Inuit, Sámi, Itelmenen, Nenzen und anderen Ureinwohner der Arktis in dem GfbV-Report dargelegt. So warnt die Menschenrechtsorganisation angesichts einer stetigen militärischen Aufrüstung der Arktis und einer wachsenden Zahl von Gebietsstreitigkeiten vor neuen Konflikten um Ressourcen im Polargebiet. Teile der Arktis entwickelten sich mit ihren gigantischen Atommülldeponien immer mehr zu Atomkloaken mit unabsehbaren Folgen für die Urbevölkerung. Ein schwimmendes Atomkraftwerk, das in Russland im Bau se i, zeige, dass sich die atomare Bedrohung der Arktis längst nicht nur auf die unsachgemäße Lagerung von Atommüll beschränke.

 

Der Klimawandel beinträchtige auch die Gesundheit der indigenen Völker stark. So sei der Arktische Ozean inzwischen so weit verschmutzt, dass es für die Ureinwohner gefährlich geworden sei, rohen Fisch zu essen, was sie früher ohne Bedenken tun konnten. Muttermilch sei von Giftstoffen so sehr belastet, dass Inuit-Frauen in Grönland bereits abgeraten werde, ihre Kinder zu stillen. In unmittelbarer Umgebung von Förderstätten lebende Menschen würden verseuchtes Wasser und vergifteten Fisch zu sich nehmen und mit Schadstoffen belastete Luft einatmen. Dies führe zu Atem- und Krebserkrankungen, stellte die GfbV in dem Report fest.

Bundesweit informieren Engagierte in folgenden Städten und Gemeinden mit GfbV-Transparenten und Aktionsständen in der Fußgängerzone, vor Kirchen oder Rathäusern über die Bedrohung der indigenen Völker in der Arktis:

 

Achern, Bad Säckingen, Bergisch Gladbach, Berlin (02.12.), Braunschweig, Bremen, Chemnitz, Coburg, Duisburg, Düsseldorf, Eichstätt, Engen (02./03.12.), Erlangen (16.12.), Frankfurt/Oder, Fulda, Göttingen, Griesheim, Hamburg, Hockenheim, Ilshofen, Karlsruhe, Kassel, Koblenz, Kronberg, Lahnstein, Leipzig, Lüneburg (2x, 2.12.), München (2x, 08.-10.12.), Münster, Nürnberg (2x), Potsdam (Anfang 2007), Rastede, Reichenbach (02.12.), Rheinfelden, Seesen, Singen, Sprendlingen, Wiesloch

 

 

Hier können Sie den 109-seitigen Report herunterladen  |>