26.06.2006

Deutsche Unternehmen sind mitverantwortlich für Menschenrechtsverletzungen im Sudan

Deutsch-Sudanesisches Wirtschaftsforum in Bad Vilbel wirbt für umstrittenen Großstaudamm

Zum Auftakt des heute beginnenden 5. Deutsch-Sudanesischen Wirtschaftsforums in Bad Vilbel hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) deutschen Unternehmen vorgeworfen, für Menschenrechtsverletzungen beim Bau des Merowe-Staudammes im Nordsudan mitverantwortlich zu sein. In einem 14seitigen Memorandum dokumentierte die GfbV willkürliche Verhaftungen, Massaker und weitere Menschenrechtsverletzungen an mehreren zehntausend Umsiedlern bei dem Bau des umstrittenen Großstaudamms am Nil. "Es ist skandalös, dass deutsche Firmen wie das in Bad Vilbel ansässige Unternehmen Lahmeyer International in dem von der deutschen Bundesregierung geförderten Wirtschaftsforum für den umstrittenen Mega-Staudamm werben können, während gleichzeitig im Sudan zehntausende Menschen vertrieben werden", kritisierte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

 

Die weltbekannte Ingenieur-Firma Lahmeyer International plant und koordiniert die Errichtung des Merowe-Staudammes als Generalunternehmer, während vor allem chinesische Unternehmen mit dem Bau betraut sind. Das Großprojekt am Nil steht im Mittelpunkt des morgigen zweiten Tages des Deutsch-Sudanesischen Wirtschaftsforums.

 

Mehr als 50.000 Kleinbauern und Nomaden der arabischen Volksgruppen der Manasir, Amri und Hamadab sollen bis zur Fertigstellung des 1,8 Milliarden US-Dollar teuren Projektes im Jahr 2008 umgesiedelt werden. Mit dem Bau des Merowe-Dammes soll ein 174 Kilometer langer und vier Kilometer breiter Stausee entstehen, der die Energieversorgung des Sudan verbessern soll.

 

Bei Protesten gegen die gewaltsame Umsiedlung waren am 22. April 2006 drei Staudammgegner von Sicherheitskräften erschossen und 50 Personen verletzt worden. Seit am 30. September 2003 Sicherheitskräfte mit scharfer Munition, Plastikgeschossen und Tränengas gegen Frauen, Kinder und Männer bei einem Protest gegen Zwangsumsiedlungen vorgegangen waren, eskalierten die Auseinandersetzungen. Mehrfach wurden Staudammgegner verhaftet und gefoltert. Die Kritiker des Merowe- Dammes lehnten den Bau des Großprojekts nicht grundsätzlich ab, protestierten jedoch gegen ihre Umsiedlung in unfruchtbare Wüstengebiete, nicht ausreichende Entschädigung und ihre fehlende Beteiligung an der Planung des Staudammes, berichtet die GfbV in ihrem Memorandum|>.