03.09.2010

Das "Zelt der Völker" in Bethlehem darf nicht abgerissen werden!

Israel/Palästina:

Siedlungen in Israel (Foto: flickr/cordyph)

Daoud Nassar ist Palästinenser und Christ. In der Nähe von Bethlehem, auf seinem eigenen Weinberg, hat er sich einen Traum erfüllt: Er hat auf seinem Land ein Freizeit- und Begegnungszentrum eingerichtet, das "Zelt der Völker – Menschen bauen Brücken” ("Tents of Nations"). Hier führt er Jugendliche verschiedener Kulturen zusammen. In persönlichen Gesprächen sollen Vorurteile abgebaut und so zur Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern beigetragen werden.

Doch Daoud Nassar hartnäckigster Gegner sind nicht Vorurteile, sondern die israelischen Militärbehörden. Nun sollen die Gebäude der Initiative sogar wegen angeblich fehlender Baugenehmigungen abgerissen werden. Auf dem Weinberg stehen zwei Häuser, mehrere Zisternen zur Wassergewinnung, ein Generator für den Strom und mehrere Zelte für Gäste. In den Höhlen auf seinem Gelände hat Nassar zudem mehrere Gemeinschafträume eingerichtet. Die Familie Nassar hat gegen den Abriss Einspruch beim Obersten Gerichtshof eingelegt, der den Befehl nun vorerst aussetzte. Dies kam auch durch den internationalen Druck zu Stande. Laut Gesetz ist es den israelischen Behörden nicht erlaubt, die Gebäude abzureißen, bevor der Oberste Gerichtshof eine Entscheidung gefällt hat. Es wird erwartet, dass der Prozess ein bis zwei Jahre dauern wird. So lange ist die Zukunft der Friedensinitiative ungewiss.

Seit 17 Jahren kämpft Nassar für die Anerkennung seiner Rechte

Seit mittlerweile 17 Jahren muss die Familie Nassar die Besitzansprüche auf ihren Weinberg vor einem israelischen Militärgericht behaupten. Sie besitzt osmanische, britische, jordanische und israelische Papiere, Dokumente der vergangenen Regierungen, die ihre Landrechte belegen. Doch die israelischen Behörden erkennen diese Dokumente nicht an. Stattdessen erheben israelische Siedler Anspruch auf das Gebiet. Die Hügel in der näheren Umgebung sind bereits von jüdischen Siedlungen besetzt. Und so wird der Weinberg von Daoud Nassar und seine Friedensinitiative Teil des Nahostkonfliktes - eines Konfliktes, in dem Land und Besitzansprüche eine besondere Rolle spielen.

Daoud Nassar führt sein "Zelt der Völker – Menschen bauen Brücken” trotzdem unbeirrt fort. Besonders palästinensischen Jugendlichen, sagt Nassar, möchte er in seinem Friedensprojekt wieder Hoffnung und Zuversicht geben. "Die Menschen zu verändern, ihnen ein Licht der Hoffnung zu geben, das motiviert mich", betont Daoud Nassar. Bei gemeinsamen Tanzveranstaltungen und Theateraufführungen treffen sich junge Palästinenser und Israelis und lernen sich von einer anderen "Seite" kennen. Die Palästinenser, die gegen die Stigmatisierung als Steinewerfer und Bombenleger ankämpfen und die Israelis, die von den Palästinensern als selbstgerechte Besatzungsnation und Soldaten empfunden werden.

Unterstützung und Anerkennung erhält der palästinensischen Christen, der in Österreich eine Bibelschule besuchte, in Israel Betriebswirtschaft und in Deutschland Tourismus studierte, aus dem Ausland: Das Deutsche Mennonitische Friedenskomitee hat das Projekt "Zelt der Völker" 2007 mit dem Michael-Sattler-Friedenspreis gewürdigt. Zugleich lobte es den gewaltfreien Einsatz der Familie Nassar gegen illegale Landnahme durch Israel. Zudem rief das Friedenskomitee zur Solidarität mit der Familie auf. Auch christliche Kirchen in der Westbank unterstützten das Projekt und forderten den Staat Israel dazu auf, internationales Recht zu respektieren. Eine große Motivation für den palästinensischen Christen, dass sein Projekt im Ausland wahrgenommen und gewürdigt wird.

Bitte helfen Sie mit! Unterstützen Sie das Friedensprojekt mit Ihrer Stimme!

 

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