12.08.2010

Christen protestieren gegen Leben in ständiger Angst und erklären Gedenktag zum "Unglückstag"

"Tag der Minderheiten" in Pakistan (11.08.)


Mit landesweiten Protesten werden Christen in Pakistan am morgigen offiziellen "Tag der Minderheiten" (11.08.) gegen ihre Diskriminierung und ihren mangelnden Schutz protestieren. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) berichtete am Dienstag, Pakistans Christen hätten den 11. August zum "Unglückstag" erklärt, denn sie wollten Übergriffe radikaler Muslime und die Willkür staatlicher Sicherheitskräfte nicht länger stillschweigend hinnehmen. "Die jüngsten Morde an Christen und der anhaltende Missbrauch der Blasphemie-Vorschriften haben das Fass zum Überlaufen gebracht", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Die Christen in Pakistan wollen nicht länger Bürger zweiter Klasse sein. Sie sind der leeren Versprechungen der Regierung überdrüssig und verlangen wirksame Maßnahmen der Behörden, um neue Übergriffe zu verhindern."

 

"Religiöse Minderheiten leben in Pakistan in ständiger Angst", beklagt der Vorsitzende des "Lehrerverbandes der pakistanischen Minderheiten", Prof. Anjum James Paul. "Ihre religiösen Stätten werden geschändet, zerstört und niedergebrannt. Traditionelle religiöse Schriften und sakrale Relikte werden entweiht und in den Staub der Straßen geworfen. Minderjährige Mädchen müssen zwangsweise zum muslimischen Glauben konvertieren oder werden zwangsweise verheiratet. In den Schulen werden Vorurteile über die Minderheiten verbreitet. Die einseitig verfassten Schulbücher sind vom Hass auf Andersgläubige geprägt. Angehörige von Minderheiten können nicht frei beten und werden wie Aussätzige behandelt. Auf der Grundlage falscher Anschuldigungen werden Angehörige religiöser Minderheiten in Pakistan festgenommen und vor Gericht gestellt."

 

Doch selbst vor Gericht sind sie nicht sicher. So wurden am 19. Juli 2010 zwei Christen ermordet, als sie von drei Polizisten nach einem Blasphemie-Verfahren aus dem Gericht geleitet wurden. Die beiden Brüder waren fälschlicherweise der Gotteslästerung beschuldigt worden. Regelmäßig werden Christen oder Ahmadiyya willkürlich von Nachbarn oder Neidern angezeigt, um missliebige Konkurrenten auszuschalten. Im Jahr 2009 wurden 65 Christen oder Ahmadiyya wegen Blasphemie vor Gericht gebracht. Den Beschuldigten droht die Todesstrafe.

 

 

 

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