11.06.2007

Christen im Irak

Hintergrundinfos

Mandäische Taufe - Foto: Pater Emanuel Youkhana

DIE KIRCHEN DER ARAMÄISCHSPRACHIGEN ASSYRO-CHALDÄER

Die Assyro-Chaldäer gehören heute fünf Konfessionen an.

- Die "Alte Apostolische Kirche des Ostens" - vielfach auch "Nestoria-nische Kirche" genannt - entstand im 3. Jahrhundert.

- Die "Kirche von Antiochia und des Gesamten Ostens" aus dem 5. Jahrhundert wird meist als "Syrisch-Orthodoxe Kirche" bezeichnet. Ihre Anhänger werden auch Jakobiten genannt.

- Die "Chaldäische Kirche" mit ihrem "Patriarchen von Babylon" ist mit Rom uniert, hat jedoch den ostsyrischen Kirchenritus beibehalten. Sie entstand durch den Einfluss katholischer Missionare im 17. Jahrhundert.

- Die "Syrisch-Katholische Kirche" mit ihrem westsyrischen Kirchenritus spaltete sich im 19. Jahrhundert von der "Kirche von Antiochia" ab.

- Auch die "Evangelische Kirche" der Assyro-Chaldäer stammt aus dem 19. Jahrhundert. Sie verdankt ihre Existenz amerikanischen und deutschen Missionaren.

 

DIE SPRACHE JESU

Das Aramäische, die Sprache Jesu, ist bis heute Liturgie- und Theologiesprache in den Kirchen. Im alltäglichen Leben verwenden die Assyro-Chaldäer je nach Region leicht unterschiedliche Dialekte des Neuaramäischen. Die moderne assyrische Nationalbewegung, in der ein Teil der aramäischsprachigen Christen zusammengeschlossen ist, bezeichnet ihre Schrift- und Umgangssprache als "Assyrisch". Große Teile der christlichen Bevölkerung im Nahen Osten bezeichnen sich selbst auch als Aramäer oder Chaldäer.

 

DIE MANDÄER: VERZWEIFELTER KAMPF UMS ÜBERLEBEN

"Wir sind mit Völkermord konfrontiert und haben keinen Ort, wohin wir fliehen können", heißt es in dem Hilferuf von Khosrow Chohaili, dem Sprecher der mandäischen Flüchtlingsgemeinschaft in Australien an die GfbV. Die uralte Religionsgemeinschaft der Mandäer – auch Sabäer genannt - mit ihren weltweit höchstens noch 60.000 Anhängern hat im Nahen Osten keine Zukunft mehr. Sie berufen sich auf Johannes den Täufer als letzten Propheten, sind jedoch keine Christen. In ihrer Liturgie verwenden sie noch ihre alte Sprache, das Mandäische, das eng mit dem Aramäischen verwandt ist. Die Zahl der Mandäer im Irak ist um fast 90 % zurückgegangen. Nach Schätzungen der GfbV gibt es dort nur noch 4.000 von ihnen. Tausende wurden gezielt ermordet, ihre Friedhöfe und Gebetshäuser zerstört. Mandäische Flüchtlinge mussten im fernen Australien und in Nordamerika Schutz suchen. Deutschland hat nur wenige hundert Mandäer aufgenommen.

 

DAS SIEDLUNGSGEBIET DER ASSYRO-CHALDÄER

Das ursprüngliche Siedlungsgebiet der assyro-chaldäischen Christen umfasst Obermesopotamien, das Zweistromland am oberen Euphrat und Tigris sowie das Bergland im Vier-Ländereck Irak, Syrien, Türkei und Iran, wo es bis in die Hochebene am Urmia-See reicht. Ihre Wurzeln sehen die Christen bei den Assyrern, Babyloniern und Aramäern, die in der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausend vor Christus Mesopotamien und Syrien bevölkerten. Abraham, der von Juden, Christen und Muslimen als Stammvater bezeichnet wird, kam aus dem Zweistromland.