12.01.2015

China stigmatisiert muslimische Uiguren pauschal als Terroristen – Ursachen der Gewalt werden ignoriert

Polizei erschießt sechs Uiguren im Nordwesten Chinas

© Gustavo Jeronimo/Flickr

Anlässlich der Tötung von sechs Uiguren durch Polizisten im Nordwesten Chinas hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) der chinesischen Regierung vorgeworfen, die Muslime pauschal als mutmaßliche Terroristen zu behandeln, mit neuen Gesetzen die Religionsfreiheit von Uiguren gezielt einzuschränken und so die Gewalt in uigurischen Siedlungsgebieten zu schüren. „Mit jeder Einschränkung der Religionsfreiheit verstärken die chinesischen Behörden unter den bislang liberalen Muslimen die Ablehnung der chinesischen Herrschaft und die Hinwendung zu einer konservativeren Interpretation des Islam“, warnte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen.

Seit Monaten eskaliert die Gewalt in der autonomen Region Xinjiang/Ostturkestan. Chinesische staatliche Medien berichteten am heutigen Montag einer kurzen Meldung, dass am heutigen Montag nahe der Stadt Kashgar sechs uigurische “Gangster“ getötet worden seien, nachdem ein verdächtiger Uigure versucht habe, einen Sprengsatz zu zünden. „Diese dürftige Informationspolitik ist typisch für den Umgang Chinas mit der muslimischen Minderheit“, sagte Delius. „Wir fordern Klarheit über den Tathergang und eine unabhängige Untersuchung der Vorkommnisse.“

Der Menschenrechtler bezeichnete Chinas Versuche, die eskalierende Gewalt einzudämmen, als hilflos: „Zuerst wurde Männern verboten, Bärte zu tragen. Dann durften keine Brotmesser mehr verkauft und in Bussen keine Joghurts und Milchspeisen mehr mitgenommen werden, weil man Angst vor Terroranschlägen hatte. Nun will man Uigurinnen per Gesetz das Tragen des Schleiers untersagen. Statt nach den Ursachen der immer gewaltsameren Proteste zu fragen, reagiert China mit Unverständnis und blanker Repression.“


Ulrich Delius, der Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, ist erreichbar unter Tel. 0551 49906 27 oder asien@gfbv.de.


Header Foto: Gustavo Jeronimo/Flickr