14.12.2006

Buschleute dürfen in Kalahari zurückkehren

Freude über Gerichtsurteil in Botswana

Auf große Erleichterung ist das Urteil des Obersten Gerichtshofes von Botswana für die Buschleute aus der Kalahari bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gestoßen. Anders als zunächst befürchtet, entschieden die Richter, dass die Vertreibung der San "ungesetzlich und verfassungswidrig" gewesen sei und die Ureinwohner das Reservat in der Kalahari rechtmäßig besiedelt hätten. "Das ist ein schöner Erfolg für die Buschleute auf dem langen steinigen Weg bis zur Durchsetzung ihrer Landrechte und ein großer Sieg für alle indigenen Völker Afrikas", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Donnerstag.

 

"Leider konnten mehr als 20 San, die die im April 2002 eingereichte Klage mit unterzeichnet hatten, das glückliche Ende des Gerichtsverfahrens nicht mehr erleben: Sie sind nach Angaben des Sprechers ihrer Selbsthilfeorganisation, Roy Sesana, aufgrund der schlechten Versorgung in den Umsiedlerlagern gestorben." Seine Organisation "Ureinwohner der Kalahari" (First People of the Kalahari) war für ihren gewaltfreien Protest gegen die Zwangsumsiedlung im Jahr 2005 mit dem "Alternativen Nobelpreis" ausgezeichnet worden

 

Mit Drohungen, willkürlichen Verhaftungen, Morden, Folter und anderen Übergriffen verbreiteten Sicherheitskräfte und Behörden von Botswana seit Jahren ein Klima des Schreckens unter den Ureinwohnern, damit dieses Jäger- und Sammler-Volk sein traditionelles Siedlungsgebiet verlässt. Dieses wurde in den 60er Jahren zum Wildpark erklärt und angeblich fürchten die Behörden um den Wildbestand. Kritiker vermuten jedoch, dass dieses Argument nur vorgeschoben ist, um einen Abbau von Diamanten-Vorkommen in dem Reservat zu ermöglichen. Umweltschützer betonen, dass sich der Wildbestand in den letzten Jahren nicht verringert habe.

 

Bereits seit 1986 betreibt die Regierung die Vertreibung der Buschleute. Die meisten der insgesamt noch etwa 50.000 San wurden bereits in 63 Umsiedlerdörfern außerhalb des Wildparkreservats angesiedelt. Ihre traditionelle Lebensweise als Jäger und Sammler haben die San bereits aufgeben müssen. Mehrfach wurden Ureinwohner wegen Jagens verhaftet. Um auch die letzten San zum Gehen zu bewegen, wurde ihnen seit Februar 2002 kein Wasser mehr in das Reservat gebracht. Auch die Stromverbindungen wurden gekappt. Wachen verhindern, dass Vertriebene in die alte Heimat zurückkehren können.