03.11.2020

„Burmesischer Bin Laden“ stellt sich der Polizei

Ein taktisches Manöver kurz vor der Wahl (Pressemitteilung)

Wenige Tage vor den myanmarischen Parlamentswahlen am 8. November hat sich der buddhistische Hassprediger Ashin Wirathu in Yangon der Polizei gestellt, die ihn seit Mai 2019 per Haftbefehl gesucht hat. „Wirathus Verhaftung ist eine gute Nachricht, auch wenn der Zeitpunkt sicher taktisch gewählt ist“, erklärt Jasna Causevic, Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). „Offenbar möchte er so kurz vor den Wahlen noch einmal Aufmerksamkeit für seine anti-muslimische Agenda bekommen. Dafür versucht er sich jetzt als Märtyrer zu inszenieren.“ Vor den letzten Wahlen im Jahr 2015 hatte der ultranationalistische Mönch die äußert rechte Union Solidarity and Development Party unterstützt, gewonnen hatte jedoch die National League for Democracy unter Aung San Suu Kyi. „Mit diesem zwielichtigen Manöver möchte er seine Anhänger mobilisieren und dazu bringen, nur Parteien und Abgeordnete zu wählen, die sich für ein ‚buddhistisches Myanmar‘ einsetzen“, so Causevic.

Der Hardliner Ashin Wirathu, bekannt als „Burmesischer Bin Laden“, hatte sich im mehrheitlich buddhistischen Myanmar mit anti-muslimischem Extremismus einen Namen gemacht. Er gilt als ideologiescher Vordenker des Völkermordes an den Rohinyga. „Das mächtige Militär des Landes hat Wirathu jahrelang gewähren lassen und den Hass, den er geschürt hat, für seine eigenen Zwecke genutzt“, erinnert Causevic. „Der Haftbefehl wurde erst erlassen, als er es gewagt hat, die de-facto Staatschefin Aung San Suu Kyi dafür zu kritisieren, dass sie nicht rigoros genug gegen Muslime vorgeht.“ Dabei trage Suu Kyi selbst Verantwortung für den Völkermord an den muslimischen Rohingya.