01.06.2006
Bundestag entscheidet über Kongo-Einsatz
Bundeswehr soll Menschenrechts-Training für Kongos mordende Armee anbieten
Die Bundeswehr soll im Kongo ein Menschenrechts-Training für
die kongolesische Armee anbieten. Das hat die Gesellschaft
für bedrohte Völker (GfbV) anlässlich der Debatte im
Deutschen Bundestag über den Kongo-Einsatz gefordert. "Die
meisten Menschenrechtsverletzungen im Kongo werden von
Einheiten der regulären Armee verübt", sagte der GfbV-
Afrikareferent Ulrich Delius. "Wenn der Kongo-Einsatz für
die leidende Zivilbevölkerung mehr als nur symbolische
Bedeutung haben soll, dann sollten sich die EU-Soldaten
nicht nur auf die eventuelle Evakuierung von Ausländern
vorbereiten, sondern auch konkret etwas tun, um
Menschenrechte zu fördern." Soldaten aus 18 EU-Staaten sind
für den Einsatz im Kongo eingeplant.
Seit Anfang März 2006 habe sich die reguläre kongolesische
Armee (FARDC) mehr zuschulden kommen lassen als alle übrigen
Milizen in dem zentralafrikanischen Staat, berichtete
Delius. Dutzende Zivilisten seien aufgrund der Übergriffe
der Armee getötet worden, obwohl diese eigentlich für die
Sicherheit der Zivilbevölkerung verantwortlich ist. So
starben zwei Personen an den Folgen unmenschlicher
Behandlung, nachdem sie am 28. März in der Nähe der Stadt
Bunia von Soldaten festgenommen worden waren. Soldaten
hätten ihnen die Köpfe geschoren und sie dann gezwungen, die
in einer Seifenmischung eingelegten Haare zu schlucken. Nur
eine Person habe die Folter überlebt, zwei Festgenommene
seien erstickt. Mindestens 55 Frauen, Mädchen und Jungen
seien in den vergangenen drei Monaten von Soldaten und zum
Teil hochrangigen Offizieren vergewaltigt worden.
Die Liste der Verbrechen, die Armee-Angehörige begangen
hätten, sei lang. Gefangene seien erschossen, Geiseln
hingerichtet, Zivilisten entführt, gefoltert oder
unmenschlich und demütigend behandelt worden. Auch
willkürliche Verhaftungen, Drohungen, Einschüchterungen und
Plünderungen gingen oft auf das Konto der Armee. Außerdem
seien Oppositionspolitiker von Militärs inhaftiert und die
Pressefreiheit von Radio- und Zeitungsjournalisten verletzt
worden.
"Viele kongolesische Soldaten haben Blut an ihren Händen",
erklärte Delius. "Trotzdem wird die Bundeswehr mit ihnen
zusammen arbeiten müssen, um einen sicheren Verlauf der
Parlamentswahlen zu garantieren. Doch sollte sie zumindest
aktiv etwas dafür tun, dass diese schweren
Menschenrechtsverletzungen der regulären kongolesischen
Armee schnellstmöglich beendet werden."