30.10.2009

Bundeskanzlerin Merkel soll sich bei Präsident Obama für die Freilassung von Leonard Peltier einsetzen

Im Gedenken an Simon Wiesenthal:

(Foto: KARPOV THE WRECKED TRAIN @ flickr.com )


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Freitag an Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert, das Erbe des verstorbenen Nazijägers Simon Wiesenthal anzutreten und sich bei Präsident Barack Obama für die Freilassung des schwerkranken, inhaftierten indianischen Bürgerrechtlers Leonard Peltier einzusetzen. Eine Begnadigung sei für Peltier die einzige Chance, seinen Lebensabend in Freiheit zu verbringen, heißt es in dem Schreiben des GfbV-Vorsitzenden Tilman Zülch an Merkel, die am Montag in die USA reisen wird. "Wir bitten Sie, verehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr herzlich, für diesen im Gefängnis alt gewordenen indianischen Bürgerrechtler ein gutes Wort einzulegen. Das wäre auch die Erfüllung eines Vermächtnisses von Simon Wiesenthal, dem großen, langjährigen und zuverlässigen Freund unserer Menschenrechtsorganisation." Wiesenthal hatte schon am 14.12.2000 in einem Schreiben an den damaligen Präsidenten Bill Clinton um die Freilassung von Peltier gebeten.

 

"Der Bürgerrechtler ist seit 33 Jahren für ein Verbrechen in Haft, für das er nach vielen Indizien wohl nicht verantwortlich zu machen ist", heißt es in dem Appell der GfbV. "Mehr als sein halbes Leben hat der 65-Jährige nun schon im Gefängnis verbracht. Er leidet an Diabetes und Herzkreislaufbeschwerden. Seit einem Schlaganfall, den er vor einigen Jahren erlitt, ist er auf einem Auge fast erblindet."

 

Im August 2009 hat die Haftprüfungskommission einen Antrag Peltiers auf Freilassung mit Bewährungsauflagen abgelehnt, obwohl er Wohnung und Arbeitsplatz in seinem Heimatreservat Turtle Mountain in Nord Dakota nachweisen konnte. Erst 2024 kann er erneut einen Antrag bei der Kommission stellen. Doch das würde der dann 80-Jährige möglicherweise nicht mehr erleben.

 

Leonard Peltier wurde 1977 zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt, weil zwei Beamten der Bundespolizei FBI 1975 bei einer Schießerei im Pine Ridge Reservat der Lakota Sioux-Indianer im US-Bundesstaat Süd-Dakota ums Leben kamen. Doch einem ballistischen Gutachten zufolge stammten die tödlichen Schüsse nicht aus Peltiers Waffe. Amnesty International kritisierte den Prozess gegen Leonard Peltier als unfair und setzt sich ebenfalls für dessen Begnadigung ein. Eine vermeintliche Augenzeugin der Tat widerrief ihre Aussage.

 

Für Nachfragen steht Yvonne Bangert, GfbV-Referentin für indigene Völker,

zur Verfügung unter E-Mail: indigene@gfbv.de

 

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