01.12.2023

Bundesarbeitsminister Heil besucht Adidas (05.12.)

EM-Sponsor muss uigurische Zwangsarbeit ausschließen

Anlässlich seines anstehenden Besuches bei der Adidas AG hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil appelliert, mit dem Sportartikelhersteller über mögliche uigurische Zwangsarbeit in seinen Lieferketten zu sprechen. Adidas sponsort die Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland: „Unternehmen wie Adidas, die von diesem Großereignis profitieren und deren Produkte von Sportlern und Fans getragen werden, tragen die Verantwortung, den Vorgaben des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes nachzukommen“, erinnerte Hanno Schedler, GfbV-Referent für Genozid-Prävention am Freitag. „Der neue Adidas-Chef Bjørn Gulden bezeichnet sich als ‚China-Fan‘ und will dort Marktanteile gewinnen. Das darf aber keinesfalls auf Kosten der Opfer staatlich verordneter Zwangsarbeit geschehen.“

In der Region Xinjiang / Ostturkestan müssen Angehörige mehrerer Turkvölker, besonders des uigurischen und des kasachischen, in vielen Wirtschaftssektoren Zwangsarbeit leisten. Die Propaganda der chinesischen Regierung bezeichnet das als „Armutsbekämpfung“. „In Wirklichkeit dient sie der Überwachung und Unterdrückung der Turkvölker der Region. In den letzten Jahren haben sich Zertifizierungsunternehmen wie der TÜV Süd zurückgezogen, weil die chinesischen Behörden aktiv verhindern, dass die Arbeitsbedingungen in der Region unabhängig überprüft werden“, berichtete Schedler. Die „Better Cotton Initiative“ (BCI) hatte bereits im Jahr 2020 erklärt, sich aus Xinjiang zurückzuziehen. Adidas ist BCI-Gründungsmitglied. Wahrscheinlich aufgrund chinesischen Drucks verschwand die Erklärung später von der BCI-Webseite.

80 bis 90 Prozent der in China hergestellten Baumwolle stammen aus Xinjiang / Ostturkestan. Uigurische Zwangsarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil des chinesischen Baumwoll-Sektors. Nach Berichten über uigurische Zwangsarbeit in den Jahren 2019 und 2020 hatte der Adidas-Konzern erklärt, seine Zusammenarbeit mit dem in Xinjiang tätigen chinesischen Unternehmen Huafu einzustellen und keine Baumwolle mehr aus der Region zu beziehen. Im Mai 2022 jedoch berichtete der Norddeutsche Rundfunk über die Ergebnisse einer Isotopenanalyse des Agroisolabs in Jülich, dass in Adidas-Produkten Baumwolle aus Xinjiang nachzuweisen sei. „Adidas steht in der Verantwortung, seine Lieferketten erneut zu überprüfen und öffentlich darzulegen, wie es sicherstellt, dass in seinen Produkten keine uigurische Zwangsarbeit steckt,“ sagte Schedler.