19.01.2015

Buddhistische Extremisten hetzen gegen Andersgläubige - Mahner gegen religiöse Intoleranz droht Haft

UN-Expertin und US-Regierung mahnen Menschenrechte für Muslime in Burma / Myanmar an

© Digital Democracy/Flickr

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor einer zunehmenden religiösen Intoleranz gegen Andersgläubige im überwiegend buddhistischen Burma (Myanmar) gewarnt und ein deutliches Bekenntnis der führenden Politiker des Landes zum multireligiösen Charakter des Staates gefordert. „Heute sind es in Burma die Muslime, die ausgegrenzt und angefeindet werden. Morgen können es Christen oder Hindu sein, die zum Ziel der Hetzparolen buddhistischer Nationalisten werden“, erklärte der GfbV-Burma-Experte Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen.

Die Menschenrechtsorganisation begrüßte, dass die Sonderberichterstatterin des UN-Menschenrechtsrates zu Burma, Yanghee Lee, am Freitagabend zum Abschluss einer zehntägigen Reise durch das Land mehr Menschenrechte für Muslime forderte. Lees Besuch wurde aufgrund des Engagements der Vereinten Nationen für die Rechte der verfolgten muslimischen Rohingya-Minderheit von Protesten radikaler Buddhisten überschattet. Auch der für Menschenrechte zuständige stellvertretende US-Außenminister Tom Malinowski warnte zum Abschluss eines zweitägigen Menschenrechtsdialogs zwischen den USA und Burma am Freitag vor einer „gefährlichen religiösen Intoleranz“.

„Burmas führende Politiker müssen sich endlich offen gegen die Ausgrenzung von Andersgläubigen stellen“, forderte Delius. „Auch Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi darf nicht aus Populismus zum wachsenden buddhistischen Nationalismus schweigen. Denn buddhistische Extremisten mobilisieren mit ihren Hetzparolen immer unverfrorener in sozialen Netzwerken und schaffen ein Klima religiöser Intoleranz, das die Demokratisierung des Landes massiv gefährdet.“

Mit großer Sorge verfolgt die GfbV den Fall des burmesischen Publizisten Htin Lin Oo, dem wegen eines öffentlichen Aufrufes zu religiöser Toleranz eine langjährige Haftstrafe droht. Der prominente Schriftsteller und ehemalige Pressesprecher von Aung San Suu Kyis „National League for Democracy (NLD)“ hatte am 23. Oktober 2014 im Rahmen eines Literaturfestivals in einer zweistündigen Rede mehr religiöse Toleranz von Buddhisten angemahnt. Auszüge aus der umstrittenen Rede wurden von buddhistischen Nationalisten über soziale Netzwerke verbreitet und schürten eine Welle der Empörung. So wurde der Autor wegen „Verletzung religiöser Gefühle“ angezeigt, verlor seine Anstellung als Pressesprecher der NLD und wartet inzwischen in Haft auf sein Gerichtsverfahren. Eine Freilassung auf Kaution wurde abgelehnt. Auch eine Entschuldigung des Autors bei buddhistischen Mönchen blieb wirkungslos. Rund 89 Prozent der Bevölkerung Burmas sind Buddhisten, jeweils 4 Prozent sind Muslime und Christen.


Ulrich Delius, der Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, ist erreichbar unter Tel. 0551 49906 27 oder asien@gfbv.de.


Header Foto: Digital Democracy/Flickr