20.02.2007

Britische Menschenrechtlerin unter Spionage-Verdacht in Cabinda/Angola verhaftet

Appell an Außenminister Steinmeier: "Bitte setzen Sie sich für die Freilassung der in Cabinda inhaftierten Menschenrechtlerin ein"

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Dienstag an den Vorsitzenden des EU-Außenministerrates, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, appelliert, sich bei seinem Amtskollegen in Angola für die sofortige Freilassung einer inhaftierten britischen Menschenrechtlerin einzusetzen. Dr. Sarah Wykes, die für die angesehene britische Menschenrechtsorganisation "Global Witness" arbeitet, war am Sonntag in der ölreichen angolanischen Exklave Cabinda unter dem Verdacht der Spionage verhaftet worden. "Dieser Vorwurf ist absurd", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius, "aber natürlich stören die Recherchen von Dr. Wykes die Regierung Angolas." Die Menschenrechtlerin sei kurz vor einem Treffen mit Vertretern lokaler Nichtregierungsorganisationen festgenommen worden, die sie über die Menschenrechtslage und die ökologische Zerstörung durch die Ölförderung informieren wollten.

 

Mehr als die Hälfte der 1,4 Millionen Barrel Öl, die täglich in Angola gefördert werden, werden in Cabinda erwirtschaftet. Der Erdölexport ist für die Wirtschaft des südwestafrikanischen Landes von besonderer Bedeutung. Damit erwirtschaftet Angola rund 90 Prozent aller seiner Exporterlöse.

In der ehemaligen portugiesischen Kolonie Cabinda leben 250.000 Menschen, in ihrer überwiegenden Mehrheit katholische Christen. Die Bevölkerung hat sich niemals mit der angolanischen Herrschaft abgefunden, sondern fordert seit der Unabhängigkeit Angolas 1975 die Gründung eines eigenständigen Staates Cabinda. Bewaffnete Gruppen leisten seit mehr als 30 Jahren Widerstand gegen Angolas Sicherheitskräfte, die mit willkürlichen Verhaftungen, Vergewaltigungen, Folter und Einschüchterung die Zivilbevölkerung terrorisieren.

 

"Global Witness" recherchiert seit Jahren die Folgen der Ölförderung in Angola und hat immer wieder eine größere Transparenz der angolanischen Ölwirtschaft gefordert, die notorisch korrupt ist.