11.01.2010

Bitte setzten Sie sich bei der iranischen Regierung für die Freilassung von sieben unschuldig inhaftierten Bahá’í im Iran ein!

Offener Brief an die Bundeskanzerlin


Betreff: Hilfe für die Bahá’í im Iran

 

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

 

bitte setzten Sie sich bei der iranischen Regierung für die Freilassung von sieben unschuldig inhaftierten Bahá’í im Iran ein! Wie wir durch das Defenders for Human Rights Centre in Teheran erfahren haben, wurde der 12. Januar 2010 als neuer Termin für den Beginn des Prozesses gegen die ehemals führenden Bahá’í des Iran festgelegt. Meldungen der letzten Tage aus den regierungsnahen Medien wie Fars News und Javan News, wonach Bahá’í die jüngsten Unruhen während des Ashura-Festes geschürt haben sollen, lassen darauf schließen, dass der Urteilsspruch bereits feststeht und extrem harte Maßnahmen gegen die sieben Inhaftierten vorbereitet werden.

 

Die Medienberichte müssen von uns dahingehend gedeutet werden, dass die iranische Regierung den Bahá’í auch die gegenwärtigen Unruhen zur Last legt. Dafür spricht auch, dass die Regierung die Öffentlichkeit in den letzten Monaten gegen die Bahá’í aufgestachelt hat. Bitte üben Sie Druck auf die iranische Regierung aus, damit diese dafür Sorge trägt, dass die Prozessführung nach internationalen Standards fair abläuft! Insbesondere muss das anstehende Verfahren öffentlich geführt und die Sicherheit der Angeklagten während des Prozesses und danach gewährleistet werden.

 

In den nunmehr fast zwei Jahren, in denen die Bahá’í Fariba Kamalabadi, Mahvash Sabet, Jamaloddin Khanjani, Afif Naeimi, Saeid Rezaie, Behrouz Tavakkoli und Vahid Tizfahm unschuldig inhaftiert sind, wurde die iranische Regierung aufgrund des anhaltenden Protests der internationalen Staatengemeinschaft daran gehindert, schlimmere Maßnahmen gegen die Sieben durchzuführen. Ungeachtet dessen wurden in dieser Zeit verschärfte Maßnahmen gegen die Bahá’í im ganzen Land getroffen. So wurden seit März 2009 61 Bahá’í inhaftiert, 48 von ihnen befinden sich nach wie vor im Gefängnis. Den Gefangenen werden Spionage für Israel, Beleidigung des Islam und Propaganda gegen die Islamische Republik vorgeworfen. Im schlimmsten Fall droht ihnen die Todesstrafe.

 

Der religiösen Minderheit der Bahá’í gehören im Iran gegenwärtig rund 300.000 Menschen an. Sie von Deutschland aus zu unterstützen ist auch Anliegen des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í in Deutschland. In der Bundesrepublik leben derzeit etwa 6.000 Bahá’í.

 

Mit freundlichen Grüßen,

 

Tilman Zülch