30.12.2009

Bangladesch: 9.000 geflohenen Muslimen aus Burma droht Abschiebung

Kein Schutz für Flüchtlinge in Südostasien


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Mittwoch vor der drohenden Abschiebung von 9.000 muslimischen Rohingya-Flüchtlingen aus Bangladesch in ihre Heimat Burma gewarnt. "Den Flüchtlingen droht Gefahr für Leib und Leben, wenn sie nach Burma zurückgebracht werden", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius in Göttingen. Die Außenminister

Burmas und Bangladeschs hatten sich am Dienstag auf die baldige

Repatriierung der Flüchtlinge verständigt. "Dies ist der zweite schwere

Rückschlag für den Flüchtlingsschutz in Südostasien innerhalb von nur zwei

Tagen", kritisierte Delius. "Hier werden international geltende Regeln zur

Unterstützung Zufluchtsuchender demontiert und grundlegende Menschenrechte mit Füßen getreten." Am vergangenen Montag hatte

Thailand 4.000 Hmong-Flüchtlinge nach Laos deportiert.

 

In Bangladesch leben nach offiziellen Angaben rund 28.000 Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya in drei Lagern. In dem Land halten sich jedoch ohne legale Registrierung mindestens 200.000 Rohingya auf. Seit 1992 sind mehrfach zehntausende von ihnen aus dem burmesischen Bundesstaat Arakhan vor religiöser Verfolgung und der Aberkennung ihrer Bürgerrechte in das benachbarte Bangladesch geflohen. Viele der Flüchtlinge wurden im Laufe der Jahre gegen ihren Willen unter Mitwirkung des Hochkommissariats für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) nach Burma zurückgeführt.

 

Systematisch werden Angehörige der Minderheit, die von Grenzsoldaten

Bangladeschs bei der Flucht in das Nachbarland ertappt werden, den

burmesischen Behörden übergeben. So wurden 75 Flüchtlinge alleine seit

dem 22. Dezember 2009 an Burma ausgeliefert, nachdem sie an der

Grenze gestellt worden waren. Seit Jahren bemüht sich Bangladesch auch

um die Rückführung der in den Lagern lebenden und offiziell als Flüchtlinge registrierten Rohingya. Burma hatte ihre Rücknahme bislang verweigert. Denn Rohingya werden nicht als burmesische Staatsbürger angesehen. Nun hat Burma ihrer Rückführung jedoch zugestimmt, um die in den´vergangenen Monaten angewachsenen Spannungen mit Bangladesch´abzubauen.

 

Die Rohingya fürchten eine Rückkehr in das Apartheidsystem in Burma.

Dort werden ihnen grundlegende Bürgerrechte verweigert. Als Muslime

werden sie nicht nur in der Ausübung ihres Glaubens behindert. Sie

bekommen auch keine Pässe, werden selbst innerhalb des Landes in ihrer

Reisefreiheit eingeschränkt, dürfen nicht heiraten, bekommen keine

Anstellung im öffentlichen Dienst und werden immer wieder Opfer von

Zwangsarbeit, Enteignungen und anderer Übergriffen der Sicherheitskräfte.

Mehr als 3.000 burmesische Soldaten sind zurzeit dafür eingesetzt, einen

Zaun entlang der 320 Kilometer langen Grenze zwischen beiden Staaten zu errichten. So soll verhindert werden, dass noch mehr Rohingya die Flucht´ergreifen.

 

Ulrich Delius ist zu erreichen unter asien@gfbv.de