06.07.2005

Aufruf zur Teilnahme an der Gedenkveranstaltung der Gesellschaft für bedrohte Völker für die Toten von Srebrenica

Göttingen
Datum: 07. Juli 2005

Ort: Brandenburger Tor, Berlin

Uhrzeit:10.00 Uhr Treffen

Dauer: bis ca.19.00 Uhr

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freundinnen und Freunde der GfbV,

am 11. Juli 2005 jährt sich zum 10. Mal das Massaker von Srebrenica. Mindestens 8 000 bosnische Männer und Jugendliche aus der damaligen so genannten UN-Schutzzone im Osten Bosniens wurden innerhalb nur einer Woche von der Armee des serbischen Generals Ratko Mladic ermordet und in Massengräbern verscharrt.

Die Frauen, Mütter, Schwestern und Töchter dieser Männer suchen noch immer nach ihren toten Angehörigen. 275 Massengräber wurden bisher im Drina-Tal gefunden, die meisten in der Umgebung von Srebrenica. Bis heute wurden 6 500 Opfer exhumiert, 1 327 von ihnen identifiziert und im Gedenkzentrum in Potocari beigesetzt. Auch die Gebeine der anderen sollen dort beerdigt werden, wenn sie mit Hilfe einer DNA-Analyse identifiziert worden sind. So werden am 11. Juli 2005 noch 300 weitere identifizierte Opfer des Massakers bestattet werden.

Zum Jahrestag des Massakers von Srebrenica wird die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am 7. Juli 2005 mit einem 60 Meter langen Transparent mit den Namen der 8 106 bis jetzt namentlich bekannten Ermordeten von Srebrenica zusammen mit in Berlin lebenden Hinterbliebenen der Opfer des schlimmsten Massenmordes seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gedenken. Gleichzeitig wollen wir auf die aktuelle Situation der Überlebenden von Srebrenica aufmerksam machen. Wir werden mit dem Transparent vom Brandenburger Tor zur zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland, der Neuen Wache, ziehen und dort alle Namen der Ermordeten verlesen.

Die internationale Gemeinschaft muss sich ihrer Verantwortung stellen, weil sie tatenlos zugesehen hatte, als diese vom Weltsicherheitsrat am 16. April 1993 zur UN- Schutzzone erklärte ostbosnische Stadt mit ihren Einwohnern und Flüchtlingen im Juli 1995 den serbischen Eroberern schutzlos überlassen wurde.

Auf angemessene Hilfe und Unterstützung haben die meisten Überlebenden bis heute vergeblich gewartet. Etwa 4500 Rückkehrer - meist Witwen mit ihren Kindern – fristen in der Stadt und dem Kreis in Bretterverschlägen, Kellern oder Ruinen ihrer Häuser ein elendes Dasein. Srebrenica ist heute eine vergessene, verelendete Stadt. Die Hauptkriegsverbrecher Ratko Mladic und Radovan Karadzic sind auf freiem Fuß. 892 weitere mutmaßliche Kriegsverbrecher laufen um Srebrenica oder in der so genannten Republika Srpska frei herum und werden nicht zur Verantwortung gezogen.

Heute unterhält die Gesellschaft für bedrohte Völker ein Büro in der völlig von der Welt vergessenen und von Hilfsorganisationen verlassenen Stadt Srebrenica, geführt von einer Frau, die beide Söhne und ihren Ehemann durch die Massenerschießungen 1995 verloren hat. Zurzeit betreuen wir Bauernfamilien, meistens ohne ältere männliche Angehörige, in 56 Dörfern der ehemaligen Schutzzone.

Wir wollen mit möglichst vielen Teilnehmern an die internationale Gemeinschaft appellieren, die Überlebenden von Srebrenica nicht im Stich zu lassen. Helfen Sie uns bitte, für die Wiedergutmachung für Opfer und Hinterbliebene von Srebrenica zehn Jahre nach dem Massaker entschieden einzutreten und ihnen Gehör zu verschaffen. Unterstützen Sie unsere Forderung, dass alle Kriegsverbrecher verhaftet und an das Internationale Kriegsverbrechertribunal ausgeliefert werden. Kommen Sie mit nach Berlin!

Bitte teilen Sie uns so bald wie möglich mit, ob Sie unsere Einladung annehmen können.

Unsere Tel.-Nr.: 0551 49906 16, Fax-Nr. 0551 58 028, E-Mail: bosnien@gfbv.de. Für die Teilnehmer aus Göttingen soll ein Bus gemietet werden. Bitte sofort anmelden, wenn Sie mitfahren möchten!

Bitte unterstützen Sie unsere Gedenkveranstaltung für die Opfer von Srebrenica mit einer Spende! Damit die Veranstaltung ein Erfolg und von den Medien beachtet wird, müssen wir Zeit und Geld aufwenden. Wenn Sie unsere Initiative unterstützen möchten, aber nicht persönlich teilnehmen können, wären wir sehr dankbar für einen finanziellen Beitrag zum Gelingen (bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto Nr. 2055 bei der Sparkasse Göttingen, BLZ 26050001, Stichwort: "Srebrenica"). Jeder noch so kleine Betrag hilft!

 

Mit herzlichen Grüßen und herzlichem Dank

Ihr

 

Tilman Zülch

Generalsekretär

Für den Vorstand der GfbV

 

Heiko Wächter Janet Abraham

Bundesvorsitzender Mitglied des Vorstandes

Während des Bosnien-Krieges informierte unsere Menschenrechtsorganisation unaufhörlich deutsche und internationale Medien – Presse, Funk und Fernsehen – über Massaker, Massenvertreibungen, Deportationen, Konzentrations- und Vergewaltigungslager sowie die Zerstörung ganzer Regionen. Wir dokumentierten Berichte von Augenzeugen und hielten mit eingekesselten bosnischen Städten Funkkontakt. Den UN-Untersuchungskommissionen, dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal in Den Haag stellten wir Dokumente und Informationen zur Verfügung. Wir organisierten internationale Kongresse, öffentliche Zeugenanhörungen, Mahnwachen und Demonstrationen für ein ungeteiltes Bosnien-Herzegowina. Heute engagieren wir uns für die Rückkehr aller Vertriebenen und Flüchtlinge in ihre Heimatorte und die Festnahme und Auslieferung aller mutmaßlichen Kriegsverbrecher an das Internationale Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Wir setzen uns für das multikulturelle Zusammenleben aller ethnischen