19.05.2010

Auf Anerkennung der yezidischen Glaubensgemeinschaft in Syrien drängen!

Religionsfreiheit als Menschenrecht – eine Veranstaltung der Konrad Adenauer-Stiftung (19.5.2010)

Großmufti Scheich Dr. Ahmed Badr Al-Din Hassoun mit Vertretern der Kirchen in Marburg, Oktober 2007


Sehr geehrter Herr Dr. Pöttering,

 

die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) begrüßt die Vortrags- und Informationsveranstaltung der Konrad Adenauer-Stiftung (KAS) zum Thema Religionsfreiheit als Menschenrecht: Konsequenzen für das Verhältnis von Staat und Religion am morgigen Mittwoch in Berlin und die Einladung von S.E. Scheich Dr. Ahmed Badr Al-Din Hassoun, Großmufti der Arabischen Republik Syrien,

 

Genau wie für die Konrad-Adenauer-Stiftung ist der Dialog zwischen den Religionen eines der zentralen Anliegen der GfbV. Denn die Schaffung eines Wertekonsenses ist Grundlage für ein gemeinsames und tolerantes Zusammenleben.

 

Einige Entwicklungen in Syrien sind jedoch mit Sorge zu betrachten. Vor allem die dort lebenden Angehörigen der Religionsgemeinschaft der kurdischen Yeziden werden noch immer als Bürger zweiter Klasse betrachtet. Oft bekommen sie keine syrischen Staatsangehörigkeitsurkunden und dürfen nicht in höher gestellten Berufen arbeiten.

 

Das arabisch-nationalistische Regime ist davon überzeugt, dass das Yezidentum eine abgespaltene Sekte des Islam darstellt. Daher wird dieser Glaubensrichtung der Status einer eigenständigen Religion verwehrt. Durch die tagtäglich stattfindende Diskriminierung wird von der Regierung bewusst und zunehmend Druck auf die Yeziden ausgeübt, damit sie zum Islam konvertieren.

 

Da Yeziden unter solchen restriktiven Bedingungen nicht dem alltäglichen Leben nachgehen können, sieht sich ein großer Teil der Minderheit gezwungen, ins Ausland zu fliehen. Während sich derzeit nicht mehr als 5.000 Yeziden in Syrien befinden, leben etwa 50.000 Angehörige dieser Glaubensgemeinschaft fernab von ihrer Heimat in Deutschland, um ohne Diskriminierung leben zu können.

 

Die GfbV möchte Sie nachdrücklich bitten, dass Sie sich während des interreligiösen Dialogs mit S.E. Scheich Dr. Ahmed Badr Al-Din Hassoun, Großmufti der Arabischen Republik Syrien für die Interessen der yezidischen Minderheit in Syrien einsetzen. Denn um in Frieden leben zu können, ist die uneingeschränkte Religionsfreiheit von unschätzbarem Wert.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Tilman Zülch, Bundesvorsitzender

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