18.04.2005

Appell an Ministerin Wieczorek-Zeul, sich bei Gedenkfeiern in Namibia für Genozid zu entschuldigen

Vor 100 Jahren: Schlacht in Deutsch-Südwestafrika leitet am 11. August 1904 Völkermord an Herero ein

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Mittwoch an Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul appelliert, sich in Namibia bei den offiziellen Gedenkfeiern für die Schlacht am Waterberg am 14. August 2004 für den Völkermord kaiserlicher Soldaten an 75.000 Herero und Nama zu entschuldigen. "Die Angehörigen der Opfer des Genozids erwarten, dass die Bundesministerin sich eindeutig zur deutschen Verantwortung für den Völkermord bekennt und nicht ausweicht wie Außenminister Joschka Fischer bei seiner letzten Namibia-Reise im Oktober 2003", erklärte die GfbV. Fischer habe damals jede Erklärung zu den Genozidverbrechen verweigert und sich damit entschuldigt, eine Schadensersatzklage der Herero gegen die Bundesrepublik Deutschland sei noch immer vor einem US-Gericht anhängig. Die Klage gegen den deutschen Staat war jedoch bereits im März 2002 wegen Unzustellbarkeit der Klageschrift eingestellt worden.

<>"Deutschland muss sich seiner historischen Verantwortung für den Völkermord stellen", forderte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Auch andere europäische Staaten hätten begonnen, die während der Kolonialzeit begangenen Verbrechen aufzuarbeiten. Deutschland könne bei der Aufarbeitung der Kolonialepoche eine Vorreiterrolle übernehmen.

 

Die GfbV begrüßte, dass Frau Wieczorek-Zeul vor ihrer Abreise nach Namibia gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ankündigte, Deutschland werde die Verantwortung für den Mord an den Herero übernehmen. Nun müssten den Worten auch Taten folgen, forderte Delius. "Die Ministerin kann mit einem engagierten Auftreten bei den Gedenkfeiern entscheidend zu einer Versöhnung zwischen Namibiern und Deutschen beitragen", erklärte Delius. Es sei ein positives Zeichen, dass nun erstmals eine deutsche Ministerin an den jedes Jahr am Waterberg stattfindenden Gedenkfeiern teilnehme. Dies sei umso wichtiger, da viele Herero und Nama über die Namibia-Resolution des Deutschen Bundestages vom 17. Juni 2004 empört gewesen seien, in der weder von einem Völkermord gesprochen wurde, noch eine offizielle Entschuldigung von der Bundesregierung gefordert wurde.

 

Am 11. August 1904 griffen Soldaten der kaiserlichen Schutztruppe am Waterberg aufständische Herero an. Die besser ausgerüsteten und waffentechnisch überlegenen deutschen Soldaten konnten die Schlacht für sich entscheiden und trieben die überlebenden Herero in die wasserlose Omaheke-Wüste. Alle anderen Fluchtwege wurden abgeriegelt, so dass Tausende Herero in der Wüste elendig starben.