11.05.2015

Apartheid-Methoden in Burma lösen Massenflucht aus

Bis zu 8.000 Rohingya-Flüchtlinge auf See in Südostasien vermutet

© Flickr/United to End Genocide

Nach der Ankunft von drei voll besetzen Flüchtlingsbooten in Indonesien hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine internationale Rettungsmission für Rohingya-Boatpeople in Südostasien gefordert. „Die internationale Staatengemeinschaft darf nicht zuschauen, wie tausenden verfolgten Flüchtlingen der Tod durch Ertrinken droht, weil sie vor Apartheid-Methoden fliehen“, erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. „Die Vereinten Nationen bezeichnen die Rohingya aus Burma als weltweit am meisten verfolgte Minderheit. Nun müssen die UN Farbe bekennen und ihnen gemeinsam mit den ASEAN-Staaten beistehen. Sowohl Indonesien, als auch Thailand und Malaysia verfügen über ausreichende Marine-Einheiten, um Rohingya-Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Es fehlt nur am politischen Willen dieser Staaten, auf die Massenflucht mit einer großzügigen humanitären Geste zu reagieren.“ Nach Auswertung von Zeugenaussagen aus Burma wird vermutet, dass sich zurzeit bis zu 8.000 Rohingya auf zumeist seeuntüchtigen und überladenen Booten auf der Flucht nach Thailand und Indonesien befinden.

Nachdrücklich verlangte die GfbV zudem einen wirksamen Schutz und ein Bleiberecht für Rohingya-Flüchtlinge in Südostasien. „Wenn es die ASEAN-Staatengemeinschaft mit Menschenrechten ernst meint, dann muss sie auf das Scheitern der Demokratisierung in Burma reagieren und verfolgten Rohingya Zuflucht gewähren“, sagte Delius. „Dies gilt besonders für die Hunderten Überlebenden von Todeslagern, die schwer traumatisiert sind. Vor allem die muslimischen Staaten Malaysia und Indonesien dürfen der Verfolgung der muslimischen Minderheit in Burma nicht tatenlos zuschauen.“

Seit Monaten warnt die GfbV vor einer neuen Massenflucht der verfolgten Minderheit aus Burma. Neue Gesetze verschärfen dort ihre Diskriminierung und Ausgrenzung. Augenblicklich sind die Strömungs-, Wind- und Wetterverhältnisse ideal für eine Flucht in die Nachbarländer, so dass der Menschenhandel eskaliert. Seit dem Ausbruch der Gewalt zwischen muslimischen Rohingya und buddhistischen Rakhine im Bundesstaat Arakhan in Burma im Juni 2012 sind bereits mehr als 100.000 Rohingya aus ihrer Heimat geflohen. „Burmas im Westen so sehr gelobte politische Führung unter Präsident Thein Sein macht keinen Hehl daraus, dass sie der Minderheit keine Bürgerrechte gewähren will und es für Rohingya in Burma angeblich keinen Platz gibt“, berichtete Delius. Mit Apartheid-ähnlichen Methoden werden die Angehörigen der Minderheit von der buddhistischen Mehrheitsbevölkerung abgesondert und in Camps und Ghettos festgehalten.


Header Foto: Flickr/United to End Genocide