18.09.2009

Anti-Pornografie-Gesetz verletzt die Rechte der Indigenen Völker West-Papuas

Am 30. Oktober 2008 verabschiedeten gegen den Widerstand der Opposition muslimische Abgeordnete in Indonesiens Hauptstadt Jakarta das sehr umstrittene Anti-Pornografie-Gesetz. In diesem Gesetz wird Pornografie definiert als alles was in "Bildform, Schriftstücken, Lauten, körperlichen Bewegungen (z.B. Tanz) oder auf andere Weise öffentlich dargestellt oder gehandelt wird und dabei gegen die Normen des Anstands verstößt". Kleidung, Werke und Körperbewegungen die als obszön betrachtet werden und die öffentliche Moral gefährden könnten, werden unter Strafe gestellt. So soll den in West-Papua (politisch Bestandteil des Staates Indonesien) lebenden indigenen Völkern das Tragen ihrer neben Kopfschmuck einzigen traditionellen Kleidung, ein langer Penisköcher (Koteka) den sich die Männer um die Hüften binden, verboten werden. Die Koteka gilt den Papua als Symbol ihrer eigenen Identität. Vertreter des örtlichen Brauchtumsrat sehen in diesem Verbot die Rechte der Papuas verletzt und fürchten die Zerstörung jahrhundertealter Traditionen.

 

Neben der Koteka sind phallische Statuen und Totempfähle in vielen Regionen Indonesiens, Aktskulpturen an altjavanischen und balinesischen Tempeln, die traditionelle Kleidung der Frauen und der traditionelle Bauchtanz auf Bali sowie klassische und zeitgenössische Literatur die als "pornografisch" eingestuft wird von dem Verbot betroffen. Wer in der Öffentlichkeit küsst macht sich ebenfalls strafbar. Das Gesetz öffnet Tür und Tor für die systematische Verfolgung von Homosexuellen. In Bali gingen bereits Tausende Demonstranten auf die Straße. Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur warnen vor einer engstirnigen, patriarchalisch-frauenfeindlichen und autoritären Entwicklung. Gegner des Anti-Pornographie-Gesetzes fürchten die Einschränkung individueller Freiheiten, religiösen Fundamentalismus, die Einmischung des Staates in die Privatsphäre und die Missachtung der kulturellen Vielfalt der indonesischen Völker. Hinter dem Gesetz wird eine Strategie islamischer Parteien vermutet, die Schari’a die es in Indonesien bereits in der Provinz Aceh und in mehreren Landkreisen und Städten gibt, auch auf nationaler Ebene einzuführen.

 

In West-Papua kommt es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen den Tausenden in den Wäldern stationierten indonesischen Soldaten und der Bevölkerung. Seit 2003 werden in die Krisenregion West-Papua keine Journalisten, kein UN-Flüchtlingshilfswerk und keine ausländischen Menschenrechtsorganisationen mehr hinein gelassen.