07.09.2015

Syrien: Bombenanschläge verschärfen die Situation im Drusengebiet

Anschläge in as-Suwayda reißen zahlreiche Menschen in den Tod (News)

© Kamal Sido/GfbV

Zwei heftige Anschläge erschütterten am vergangenen Freitag die Stadt as-Suwayda im Süden Syriens, denen nach aktuellem Informationsstand 26 Menschen zum Opfer fielen. Die erste Bombe, die im Randbereich Dahrat al-Jabal detonierte, tötete den drusischen Würdenträger Scheich Wahid al-Balous, der für seine Kritik am Regime von al-Assad als auch an der islamistischen Opposition bekannt war. Die zweite, in einem Auto versteckte Sprengfalle explodierte nahe dem Nationalen Krankenhaus, wohin Verwundete der ersten Attacke gebracht worden waren. Weitere 50 Menschen wurden dabei schwer verletzt.

Die Stadt as-Suwayda liegt in der Hauran-Region am Westrand des Jabal ad-Duruz, einer bergigen Region im Südwesten Syriens. Sie ist das Siedlungszentrum der syrischen Drusen und auch eine kleine syrisch-orthodoxe Gemeinde ist dort ansässig. Die Mehrheit der 700.000 syrischen Drusen soll dort leben. In mehreren Erklärungen hatten Anhänger von Wahid al-Balous die Provinz as-Suwayda provisorisch für autonom erklärt. Einige Beobachter reden bereits vom „Kurdischen Weg“ der Drusen. Die mehrheitlich von Kurden bewohnten Gebiete in Nordsyrien hatten bereits 2012 gegen die Widerstände des Regimes und der islamistischen Opposition eine regionale Selbstverwaltung bekannt gegeben.

Als Reaktion auf die Anschläge gingen am Samstag dutzende Menschen in as-Suwayda auf die Straße und demonstrierten vor Verwaltungsgebäuden der Regierung. Aufgrund der kritischen Haltung von al-Balous machen seine Anhänger das Assad-Regime für die Anschläge verantwortlich. Autos gingen in Flammen auf und Schüsse waren zu hören. Nach letzten Angaben kamen bei den Auseinandersetzungen 40 Menschen ums Leben. Der GfbV sind die Namen von 31 Toten bekannt. Von offizieller Regimeseite wird die islamistische al-Nusra Front für die Attacken verantwortlich gemacht. Ein Verdächtiger sei bereits verhaftet worden und habe im Beisein mehrerer drusischer Repräsentanten gestanden, in die Planung der Anschläge verwickelt gewesen zu sein. Es handele sich dabei um den Drusen Wafid Abu Turabi, so Regierungsmedien. Anhänger der syrischen Opposition schenken den offiziellen Angaben keinen Glauben und vermuten, dass das Regime selbst hinter dem Mord an dem bekannten drusischen Oppositionellen steckt.

Talal Arslan, libanesischer Politiker und Vorsitzender der mehrheitlich drusischen Libanesischen Demokratischen Partei, bemüht sich derzeit um Vermittlung zwischen dem Regime und den Anhängern des getöteten Scheichs. Arslan ist für seine Nähe zum Regime in Damaskus bekannt. Das Gebiet ist von besonderem Interesse für das syrische Regime, da es  Teil einer Verbindungsbrücke zur jordanischen Grenze ist. Es sollte daher im Interesse des Regimes sein, die Region nicht durch Zwiespalt zu destabilisieren. Wenn die Regierung die Kontrolle über das Gouvernement as-Suwayda verliert, wird sich der Kreis um Damaskus noch enger ziehen.