11.09.2009

Anschläge erschüttern Vertrauen in arabisch dominierte Regierung in Mosul - Kurdische Dorfbewohner errichten Sicherheitsbarrieren gegen Attentäter

Irak:


Aus Angst vor Anschlägen errichten die Einwohner kurdischer Dörfer in der Umgebung der nordirakischen Stadt Mosul in der Provinz Niniveh in Eigeninitiative Erdwälle als Sicherheitsbarrieren vor ihren Ortschaften. "Die Menschen haben das Vertrauen in die mehrheitlich arabische Provinzregierung verloren, nachdem Terroranschläge gegen wehrlose Zivilisten immer mehr zugenommen haben", berichtete der Bundesvorsitzende der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen, Tilman Zülch, am Freitag. Die fünf Ortschaften Khatara, Sarijka, Doghata, Nafiria und Chushaba hätten mit Hilfe der kurdischen

Regionalregierung im benachbarten autonomen Bundesstaat Kurdistan

sogar bereits eigene Sicherheitstrupps auf die Beine gestellt. Denn es kursierten Gerüchte, dass die irakisch-arabischen Polizeikräfte von Terroristen unterwandert seien. Am Donnerstag hatte ein Attentäter seinen Lastwagen mitten im Dorf Wardak in die Luft gesprengt und mindestens 24 Menschen mit in den Tod gerissen. 45 wurden verletzt.

 

"Seit Wochen schweben die Bewohner der kurdisch-yezidischen, christlichen und Shabak-Dörfer in der Provinz Niniveh in großer Angst vor Angriffen arabisch-islamistischer Terrorgruppen, die einen möglichen Anschluss des Gebietes an Kurdistan verhindern wollen", sagte Zülch. Dort wird über die Zugehörigkeit einiger mehrheitlich von Kurden (Muslimen und Yeziden), Christen und Shabak bewohnten Distrikte bzw. Unterdistrikte wie Sinjar, Shekhan, Telkaif, Karaqosh, Zammar, Bahshiqa, Aski Kalak gestritten. Die große Mehrheit der Angehörigen dieser Volksgruppen befürwortet den Anschluss ihrer Siedlungsgebiete an das friedliche Irakisch-Kurdistan. Gemäß Artikel 140 der irakischen Verfassung soll es darüber eine Volksabstimmung geben.

 

In der Provinz leben vor allem in der Niniveh-Ebene fast 200.000 der noch etwa 600.000 christlichen Assyro-Chaldäer-Aramäer des Irak und die etwa 70.000 Shabak. Im Sinjar-Bergland siedeln mindestens 440.000 der etwa 500.000 kurdischen Yeziden. In der Niniveh-Ebene wo sich auch ihr wichtigstes religiöses Heiligtum "Lalish" befindet. Zehntausende Angehörige dieser Volksgruppen mussten bereits im autonomen Bundesstaat Irakisch-Kurdistan Zuflucht suchen.

 

Für Nachfragen ist der GfbV-Bundesvorsitzende Tilman Zülch auch erreichbar unter politik@gfbv.de