24.05.2006

Angelina Jolie

Angelina Jolie - Foto: UNHCR

Der größte Wunsch der Kinder ist ein Leben in Sicherheit

Drei Tage besuchte Angelina Jolie die vom Krieg zerrüttete Provinz West Darfur. Am Ende stand für sie fest, das Wichtigste für die Menschen ist mehr Sicherheit und ein freier Zugang der Binnenvertriebene zu ihren Heimatdörfern.

Die UNHCR-Sonderbotschafterin begann mit dem Besuch von Flüchtlingslagern in West Sudan, um aus erster Hand die Situation von zehntausenden Binnenvertriebenen zu erfahren. Bei einer anschließenden Pressekonferenz gab sie unter anderem Berichte von Angriffen und Vergewaltigungen wieder. Dazu gehörte auch die vielfache Vergewaltigung eines zwölf Jahre alten Mädchens und ihrer Mutter. "Diese Ereignisse sind aktuell und absolut erschreckend. Außerdem zeigen sie, wie instabil die Situation noch immer ist", beklagte sie.

"Ich habe viele Kinder getroffen. Sie trugen löchrige Lumpen und hatten keinerlei Zugang zu Schulen oder medizinischer Versorgung", fügte sie hinzu. "Auf die Frage, was ihnen am meisten fehlte, antworten sie, Sicherheit. Es steht allerdings fest, dass es hier keinen Ort gibt, der wirklich sicher ist."

Jolie merkte an, der Schwerpunkt der Arbeit von UNHCR sei es, die Herkunftsdörfer zu beobachten, auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen und die Möglichkeiten zur Rückkehr auszuloten. "Offensichtlich sähe die Regierung gerne eine frühe Rückkehr der Flüchtlinge. Die Menschen vor Ort und meine eigenen Beobachtungen gaben mir jedoch das Gefühl, dass dies eindeutig noch nicht der Zeitpunkt ist, darüber nachzudenken. Wenn es an der Zeit ist, sollen die Binnenvertriebene in Sicherheit und mit Würde zurückkehren", sagte Jolie.

Vor Ort wurde die Sonderbotschafterin Zeuge der engen Zusammenarbeit zwischen UNHCR, anderen UN-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs).

"Ich habe viel Zeit mit der Organisation INTERSOS verbracht. Sie machen eine fantastische Arbeit", sagte sie. "Ich traf einen Mitarbeiter der Afrikanischen Union (AU). Er half mir, die einzigartige Zusammenarbeit in der AU zu verstehen. Dabei geht es um Hilfe von Afrika für Afrika und das ist eine tolle Sache."

Angelina Jolie betonte allerdings, noch viel mehr müsse getan werden, um die Arbeit der UNO und der Nichtregierungsorganisationen zu unterstützen. "Die Hauptherausforderung liegt darin, den Zugang zur Bevölkerung sicherzustellen, die Infrastruktur wieder aufzubauen und die Sicherheit zu garantieren. UNHCR muss Zugang zu den Herkunftsregionen der Flüchtlinge haben, um ordentliche Arbeit leisten zu können", sagte Jolie. "Die Situation in West-Darfur im Allgemeinen und die Sicherheit und Versorgung der Binnenflüchtlinge im Besonderen kann nur dann verbessert werden, wenn Organisationen wie der UNHCR ausreichende finanzielle Unterstützung erhalten."

In den drei Provinzen der Region Darfur gibt es schätzungsweise 1,6 Millionen Binnenvertriebene. Weitere 200.000 sind in den benachbarten Tschad geflohen, wo die Meisten in elf UNHCR-Flüchtlingslagern untergekommen sind. Einige dieser Lager konnte Jolie bei ihrem Besuch im Juni diesen Jahres bereits besichtigen.

Das UNHCR-Budget für den Tschad und die Region Darfur beträgt insgesamt 90 Millionen Euro bis zum Ende des Jahres. Allerdings überprüft UNHCR derzeit seinen finanziellen Bedarf, da seine Rolle in West-Darfur sich umfassender darstellt als ursprünglich angenommen.

Angelina Jolie, Schauspielerin, Sonderbotschafterin des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR

 

Lesen Sie dazu auch das Sudan-Tagebuch von Angelina Jolie (englisch)