04.06.2014

Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft hofiert Unrechtsregime Sudan – Proteste in Berlin

Werbe-Konferenz für Investoren mit sudanesischen Ministern

Die Werbekonferenz des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft für Investitionen im Sudan wurde von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch in Berlin mit einer kritischen Mahnwache begleitet. Die Menschenrechtsorganisation forderte auf Transparenten Freiheit für die zum Tode verurteilte Christin Mariam Yahia Ibrahim, erinnerte an die anhaltenden Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Darfur und Süd-Kordofan und protestierte gegen die Teilnahme sudanesischer Minister an der Konferenz.

 




„Darfur versinkt in Gewalt und Anarchie und der Afrika-Verein hofiert die für die Gewalt Mitverantwortlichen“, warf der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius den Gastgebern vor. Wegen des Terrors von regierungsnahen Milizen mussten allein seit Januar 2014 in Darfur 322.000 Menschen fliehen. Delius erinnerte daran, dass Sudans Staatspräsident Omar Hassan al Bashir noch immer wegen Völkermord per Haftbefehl vom Internationalen Strafgerichtshof gesucht wird. Zur Konferenz in Berlin waren neben dem sudanesischen Außenminister Ali Karti auch der Investitionsminister Ali Mohamed Musa Tawir und der stellvertretende Staatsekretär im Tourismusministerium Ali Mahgoub eingeladen.

„Grundsätzlich begrüßen wir zwar das Interesse an Investitionen in afrikanischen Ländern, doch Selbstverpflichtungen der deutschen Wirtschaft zum ethischen Handeln sind ihr Papier nicht wert, wenn Unrechtsregimes blind gefördert werden“, erklärte Delius. „Wenn regelmäßig betont wird, dass Wirtschaft und Ethik kein Widerspruch sind, muss sich die deutsche Wirtschaft auch im Fall des Sudans beim Wort nehmen lassen: Hier bleibt sie den Beweis dafür schuldig. Ein Land, in dem Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen werden, sollte auch nicht bei seiner Tourismuswerbung unterstützt werden.“

Fast täglich wird aus Darfur über Vergewaltigungen und Vertreibungen durch die von der sudanesischen Armee aufgebauten „Rapid Support Forces“-Milizen berichtet. Der Chef der UNAMID-Friedenstruppen in Darfur, Mohamed Ibn Chambas, verglich jüngst die dramatische Lage dort mit dem Höhepunkt des Völkermordes im Jahr 2003. Sowohl im Westen des Sudan als auch in Süd-Kordofan halten Angriffe der sudanesischen Luftwaffe auf Dörfer und zivile Einrichtungen trotz Protesten der Vereinten Nationen weiter an. In Süd-Kordofan können zehntausende Zivilisten nicht mit Hilfsgütern versorgt werden, weil die Behörden den Zugang zu ihren Regionen auch für Helfer sperren.


Ulrich Delius, der Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, ist erreichbar unter Tel. 0551 49906 27 oder afrika@gfbv.de.