25.02.2011

Ägypten: Koptischer Priester ermordet – Klöster schutzlos

Neue Übergriffe gegen Kopten in Ägypten

Mehrere tausend Kopten haben am Mittwochabend auf dem Tahrir Platz gegen neue Übergriffe auf Angehörige der religiösen Minderheit in Ägypten protestiert. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen teilte am Donnerstag mit, Demonstranten hätten gegen die gewaltsame Zerstörung von Schutzzäunen vor koptischen Klöstern durch die Armee protestiert, bei der mehrere Kopten schwer verletzt wurden. Außerdem richteten sich die Proteste gegen die Ermordung eines koptischen Priesters in Oberägypten.

Die Leiche von Pater David Boutros wurde am Dienstag in seiner Wohnung im Weiler Schatb nahe der Stadt Asyut in Oberägypten aufgefunden. Boutros wurde vermutlich schon am vergangenen Wochenende mit 22 Messerstichen in Hals, Rücken und Bauch ermordet. Denn der Tote wurde erst gefunden, nachdem er zwei Tage lang nicht zum Gottesdienst erschienen war. Hunderte Christen protestierten später vor seinem Haus gegen den Mord. Die Polizeipräsenz in dem Ort wurde daraufhin massiv verstärkt.

"Auch nach dem Sturz des Mubarak-Regimes steht es noch immer schlecht um den Schutz der koptischen Minderheit in Ägypten", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Nach dem Zusammenbruch des Mubarak-Regimes und dem Abzug bewachender Sicherheitskräfte haben sich zwar mehrere Klöster in abgelegenen Wadis Mitte Februar mit Schutzzäunen gegen Übergriffe umgeben. Doch die Armee hat sie inzwischen wieder zerstört.

Das Kloster St. Bischoi 110 Kilometer nordwestlich von Kairo im Wadi el-Natroun hatte einen Schutzzaun errichtet, nachdem es von fünf aus einer nahen Haftanstalt ausgebrochenen Gefangenen am 13. Februar 2011 angegriffen worden war. Am 21. Februar drohte die ägyptische Armee mit der gewaltsamen Zerstörung des Zaunes, sollte er nicht innerhalb von zwei Tagen abgebaut werden. Als die Mönche sich weigerten, riss die Armee den Zaun gewaltsam nieder. Augenzeugen berichteten, Soldaten hätten das Kloster und die Mönche mit Maschinenpistolen 30 Minuten lang unter Feuer genommen. Zwei Mönche und sechs koptische Arbeiter erlitten Schussverletzungen, drei Patres und ein koptischer Rechtsanwalt wurden verhaftet.

Ein ähnlicher Zwischenfall ereignete sich im 92 Kilometer nördlich von Kairo gelegenen Kloster St. Makarios im Wadi el-Rayan. Auch hier hatten Mönche einen Schutzzaun gebaut, nachdem bei einem Raubüberfall sechs Insassen des Klosters zum Teil schwer verletzt worden waren. Soldaten rissen den Zaun gewaltsam nieder, weil er illegal errichtet worden sei.