20.12.2005

Abzug der Bundeswehr aus Bosnien ist "völlig realitätsfern"

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den Vorschlag der LINKE.PDS, die Bundeswehr aus Bosnien und Herzegowina abzuziehen, als völlig realitätsfern kritisiert. "Bis heute existiert dort ein gravierendes Sicherheitsproblem, denn die überwältigende Mehrheit der an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligten serbischen Soldaten und Paramilitärs wurde noch immer nicht zur Rechenschaft gezogen", erklärte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch am Dienstag. Allein an der Ermordung der 8000 Knaben und Männer von Srebrenica im Juli 1995 seien nach einer Untersuchung der serbisch-bosniakischen Arbeitsgruppe Srebrenica 19.473 serbische Soldaten und Paramilitärs beteiligt gewesen. Das Parlament der Republika Srbska hat diese Zahlen bestätigt.

 

Nach wie vor wird diese Region von Funktionären der von Radovan Karadzic gegründeten Serbischen Demokratischen Partei (SDS) regiert.

 

Die Mehrheit der Abgeordneten der Partei "Die LINKE.PDS" hätte sich immer gegen eine Intervention zur Beendigung des Genozids an den bosnischen Muslimen, die 90 % zivile Tote zu beklagen gehabt hätten, gewehrt und somit auch gegen die gewaltsame Öffnung der Konzentrations- und Vergewaltigungslager.

 

Deshalb sollte diese demokratische Oppositionspartei wenigstens jetzt der Sicherheit der bosnischen Zivilbevölkerung zentrale Bedeutung beimessen. Im Übrigen würden die Leiterinnen der GfbV-Büros in Srebrenica und Sarajevo, Hatidza Mehmedovic und Fadila Memisevic, jederzeit bereit stehen, die Abgeordneten der Linken in die traurige Realität Bosniens einzuführen. Die Partei DIE LINKE.PDS wird bald eine entsprechende Einladung der bosnischen Sektion der GfbV erhalten, in der sowohl die Opferverbände der ehemaligen männlichen und weiblichen Lagerhäftlinge als auch Organisationen der Flüchtlinge und Vertriebenen vertreten seien.