11.07.2011

Ab heute: Südsudan frei und unabhängig - Die GfbV gedenkt der 4 Millionen Opfer

EINLADUNG ZUR MENSCHENRECHTSAKTION am 9. Juli 2011

© Daniel Matt/GfbV

Am morgigen Sonnabend, dem 9. Juli 2011, wird der schwarzafrikanische Südsudan nach 65 Jahren Zugehörigkeit zum Sudan ein unabhängiger Staat. Zehn Millionen Südsudanesen feiern die Selbstständigkeit ihres Landes.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) lädt herzlich ein zur:

Mahnwache mit Kranzniederlegung vorm Käthe-Kollwitz-Mahnmal

Neue Wache, unter den Linden 4, 10117 Berlin

am Samstag, den 09. Juli 2011, ab 11.00 Uhr

Am gleichen Tag erinnert die südsudanesische Gemeinschaft der Bundeshauptstadt Berlin, gemeinsam mit der Gesellschaft für bedrohte Völker an die bis zu 4 Millionen Opfer (1) von Diskriminierung, Unterdrückung, Verfolgung, Vernichtung, von Flucht, Vertreibung, Vergewaltigung und sogar Versklavung, der sie 1955 bis 2005 ausgesetzt waren. Unentwegt haben "parlamentarisch-demokratische" und diktatorische Militärregimes Krieg gegen die Bevölkerung des Südsudans geführt. Fast jede Familie beklagt Opfer des Genozids. Die arabisch-dominierte Armee des Sudan hat – mit elfjähriger Unterbrechung – unentwegt Kriege gegen die Widerstandsbewegung des Südens geführt, das Land verwüstet, die Wirtschaft zerstört, die Kirchen verbrannt, die Geistlichen ermordet, die Angehörigen der Eliten eingesperrt, gefoltert, getötet oder vertrieben. Jahrzehntelang befand sich die Bevölkerung innerhalb ihres heute weitgehend zerstörten Landes auf der Flucht, hatten Kinder und Jugendliche kaum Möglichkeiten der Ausbildung.

Unentwegt haben europäische Regierungen, auch die Bundesrepublik Deutschland und die "Deutsche Demokratische Republik" Waffen geliefert und Ausbilder für die sudanesische Armee gestellt, die solange von den Politikern des arabisch-muslimisch dominierten Sudan als Instrument von Genozid und Kriegsverbrechen im Süden benutzt worden ist.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat diesen Genozid und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit seit 1968 kontinuierlich dokumentiert und jahrzehntelang öffentlich gemacht. Sie hat südsudanesische Flüchtlingsstudenten aus den ostafrikanischen Nachbarländern in die Bundesrepublik geholt und ihnen Stipendien an deutschen Universitäten vermittelt. Sie hat für südsudanesische Repräsentanten Kontakte zu deutschen und internationalen Institutionen, vor allem in Sachen humanitärer Hilfe hergestellt und Vertretern der Widerstandsbewegung Wege zu deutschen Parlamentariern und Regierungsstellen geebnet.

Die Gesellschaft für bedrohe Völker und die südsudanesische Gemeinschaft in Berlin appellieren an Stiftungen, Hilfswerke, Öffentlichkeit, Parteien, Bundesregierung und Medien den Südsudan in den kommenden Jahren der Eigenstaatlichkeit, zu begleiten und so auf vielfältige Weise den Wiederaufbau zu unterstützen.


(1) Zahl der Opfer wird in der Regel für die Jahre 1983 bis 2005 (nach dem Scheitern der Autonomie) mit 2,5 Millionen Menschen angegeben. Für 1955 bis 1972 wurden seinerzeit 1,5 Millionen Opfer angegeben. Diese Zahl schließt auch alle Kinder, Frauen und Männer ein, die an den Folgen von Flucht, Vertreibung und der Verheerung ganzer Landstriche gestorben sind oder dem totalen Ausbleiben medizinischer Versorgung zum Opfer fielen.