27.10.2006

438 Hmong verschwunden und möglicherweise verschleppt

 

53 Familien mit insgesamt 438 Kindern, Frauen und Männer der ethnischen Gruppe der Hmong wurden allem Anschein nach Anfang Oktober von laotischen Militärs verschleppt, nachdem sie Hilfe suchend aus ihrem Dschungelversteck in Laos gekommen waren.

Wie der Gesellschaft für bedrohte Völker mitgeteilt wurde, haben die verzweifelten und halbverhungerten Menschen am 11. Oktober 2006 ihr Versteck im laotischen Dschungel verlassen. Nach jahrelangem Überlebenskampf hatten sie durch die Aufgabe ihres Verstecks auf ein normales Leben ohne Angst vor Verfolgung und Hunger gehofft. In ihren Dschungelverstecken mussten sie immer wieder Übergriffe laotischer und vietnamesischer Militärs fürchten, die schon seit drei Jahrzehnten mit grausamer Gewalt gegen Angehörige des Volkes der Hmong vorgehen.

Seit dem 12. Oktober ist nun der Kontakt zu der Hmong-Gruppe in Laos völlig abgebrochen und keiner hat die Gruppe mehr gesehen. Es besteht berechtigter Grund zur Sorge, dass man diese Gruppe verschleppt und ihre Satellitentelefone beschlagnahmt hat.

Eine andere Gruppe von Hmong, die sich in der Gebirgsregion Phou Yeui in Laos versteckt hält, hat uns berichtet, dass am 14. Oktober ein Hubschrauber der laotischen Armee über dem Gebiet, in dem sich die verschwundene Hmong-Gruppe aufgehalten hat, mehrfach hin- und her geflogen sei. Insgesamt war der Hubschrauber elfmal über das Gebiet aus der Richtung der Provinz Vang Vieng nach Westen geflogen.

Wir befürchten, dass die Gruppe bei der beschriebenen "Operation" gezielt an einen entlegenen Ort westlich von der Provinz Vang Vieng, möglicherweise nach Moueng Met gebracht wurde. Ausländer haben keinen Zugang zu diesem Gebiet, so dass die laotischen Militärs dort ihre Gräueltaten an den Hmong fortsetzen können.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker ist außerordentlich besorgt über den Verbleib der 438 verschwundenen Hmong und die ausweglose Situation, in der sich auch die anderen knapp 20000 Hmong in den laotischen Wäldern befinden.

Die Tragödie spitzt sich zu

Immer wieder werden Hmong-Gruppen, die den Dschungel verlassen, von laotischen und vietnamesischen Soldaten verschleppt, grausam vergewaltigt, gefoltert und schließlich umgebracht. Mit ihrem brutalen Vorgehen gegen die Angehörigen der Hmong verstoßen die Militärs massiv gegen humanitäres Völkerrecht und machen sich schwerster Menschenrechtsverletzungen schuldig. In einem umfassenden Menschenrechtsbericht |> dokumentierte unsere Mitarbeiterin Rebecca Sommer diese Vergehen anhand zahlloser Aussagen von Augenzeugen.

Die Tragödie der Hmong begann bereits in den 60er Jahren, als sie von der amerikanischen CIA rekrutiert wurden, um auf der Seite der USA gegen Nordvietnam und die Ausdehnung des Kommunismus in Asien zu kämpfen. Nach Beendigung des Krieges und dem Regimewechsel in Laos flohen hunderttausende Hmong aus Angst vor Verfolgung in andere Länder. Doch viele Tausende blieben in den laotischen Wäldern zurück und fielen den Repressionen der Regierung zum Opfer.

Bis heute ringen die Hmong unter erschütternden Bedingungen um ihr Überleben. Anstatt nach einer humanitären Lösung für die Hmong in den Wäldern zu suchen, setzen die laotischen Behörden weiterhin auf die militärische Zerschlagung und Vernichtung dieser Gruppen. Mit beispielloser Gewalt gehen Soldaten dabei gegen Angehörige des Volkes der Hmong vor.

Aktionen

Im Rahmen der GfbV-International führen mehrere GfbV-Sektionen Aktionen für die Hmong in Laos durch. Wenn auch Sie sich für die Hmong einsetzen möchten, fordern Sie bitte unsere Gratis-Aktionsunterlagen an bzw. bestellen Sie unseren Bericht "Sie jagen uns wie Tiere" - Massaker und schwerste Menschenrechtsverletzungen an Hmong in Laos; GfbV, Juli 2006 (Preis: EUR 5.- plus Versandkosten). Bestellungen unter verwaltung@gfbv.de