12.05.2010

3 Millionen Vertriebene warten auf Rückkehr

Neue Kämpfe überschatten Friedensgespräche

Sieben Jahre nach dem Beginn des Völkermords in Darfur warten drei Millionen Vertriebene noch immer auf ihre Rückkehr in ihre Heimat. Zwar hat die Zahl der Kämpfe und der Überfälle sowie der Luftangriffe auf Dörfer im Westen des Sudan abgenommen, doch Darfur ist noch weit von einem Frieden entfernt. Die Lage in den Flüchtlingslagern, in denen im Westen des Sudan rund 2,7 Millionen Menschen leben, ist schwierig. Hoffnungslosigkeit breitet sich unter den Vertriebenen aus, die fürchten von der internationalen Gemeinschaft vergessen werden.

Mit Geldern aus arabischen Staaten soll nun mit der Ansiedlung der Vertriebenen in der Nähe der Flüchtlingscamps das Ergebnis des Genozids legalisiert werden. Und die internationale Staatengemeinschaft schaut bislang schweigend zu, als ob es sich bei den Vertriebenen um Bauern handele, die freiwillig ihre Dörfer verließen, um in der Stadt bessere Lebensbedingungen zu suchen. Doch die Lagerinsassen sind Opfer eines Völkermordes, systematisch wurden ihre Dörfer von Janjaweed-Milizen und der mit ihr verbündeten Armee zerstört.

In den letzten Wochen nahmen vor allem in der Bergregion Jebel Marra im Zentrum von Darfur militärische Auseinandersetzungen deutlich zu. Im Januar 2010 begann die sudanesische Armee in der Region eine Militäroffensive gegen die Freiheitsbewegung "Befreiungsarmee des Sudan" (SLA). Bis heute dauern die Kämpfe an, vor denen bis zu 150.000 flohen. Mehrere hundert Angehörige der Zivilbevölkerung starben bei den Auseinandersetzungen. Aufgrund der zunehmenden Gewalt mussten sich im Februar 2010 zahlreiche Hilfsorganisationen aus dem Kampfgebiet zurückziehen. Rund 100.000 Menschen sind seither weitgehend von der Versorgung mit Hilfsgütern und Medikamenten abgeschnitten.

Seit Monaten verhandeln in Doha (Qatar) mehrere Freiheitsbewegungen aus Darfur mit der sudanesischen Regierung über eine Friedenslösung. Die Gespräche gelten als die bedeutendste Initiative zur friedlichen Lösung der Darfur-Krise. Auf Druck der internationalen Gemeinschaft versuchen die Freiheitsbewegungen, ihre Zersplitterung zu überwinden, und schlossen sich in der Sammlungsbewegung "Bewegung zur Befreiung und Gerechtigkeit" (LJM) zusammen. Im Februar 2010 vereinbarte Kharum mit der JEM, der militärisch bedeutendsten Freiheitsbewegung aus Darfur, einen Waffenstillstand. Als Ende April 2010 die sudanesische Luftwaffe auch Dörfer im Einflussbereich der JEM bombardieren ließ, setzte die Freiheitsbewegung ihre Teilnahme an den Doha-Gesprächen aus. Die Friedensgespräche wurden weiter im Mai 2010 erschwert, als der sudanesische Justizminister Interpol aufforderte, den JEM-Führer Khalil Ibrahim per Haftbefehl zu suchen.