28.04.2009

24.April – Ein anderer Gedenktag

Beginn des Völkermords an den Armeniern

Am 24. April 1915 begann mit Massenverhaftungen im damaligen Konstantinopel der Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich, dem 1,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Bereits 1909 wurden bei einem konservativen Staatsstreich gegen die Jungtürken mehrere Zehntausend Armenier in der Umgebung der Stadt Adana ermordet. Zum Gedenken an beide Ereignisse lud die Armenische Gemeinde zu Berlin zu einer Veranstaltung im Französischen Dom ein. Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker war eingeladen.

Vartkes Alanyuk von der Armenischen Gemeinde erklärte in seiner Begrüßungsansprache, daß zur Anerkennung des Völkermords das Angebot der Versöhnung von armenischer Seite gehöre. Die Anerkennung sei aber seitens des türkischen Staats bis heute nicht erfolgt. Deshalb müsse die armenische Diaspora eine kompromisslose Haltung einnehmen und auf der Anerkennung des Völkermords bestehen, auch wenn sie dies im heutigen, auf Versöhnung orientierten Europa isoliere.

Markus Meckel forderte die Politik auf, die Mittel für den Innenausbau des Lepsius-Hauses in Potsdam freizugeben, um dort eine Stätte für Erinnerung und deutsch-armenische Begegnung zu schaffen. Der evangelische Pfarrer Johannes Lepsius engagierte sich zeit seines Lebens für die Armenier und machte Informationen über den Völkermord unter Umgehung der Zensur im kriegführenden Deutschland bekannt.

Henryk M. Broder skizzierte die verschiedenen Versuche, das an den Armeniern begangene Verbrechen in der europäischen Öffentlichkeit bekannt zu machen, und die lange Zeit, die zwischen den Taten im Ersten Weltkrieg und der Anerkennung eines Genozidverbrechens an den Armeniern verstrich. Der erste Staat, der den Völkermord anerkannte, war Uruguay 1965. Andere Staaten folgten, in Deutschland erfolgte eine indirekte Anerkennung im Jahr 2005.

Prof.Dr. Krikor Beledyan aus Paris sprach über die Folgen des Genozids für Schriftsteller und Kulturschaffende. Die Sprache der Überlebenden sei nicht mehr dieselbe wie vorher, sie sei von der Schwierigkeit, das Erlebte in Worte zu fassen, geprägt.

Die Veranstaltung wurde von der Sopranistin Hrachuhi Basenz und der Pianistin Silvia Schmedding-Farmasian, die Werke armenischer Komponisten vortrugen, musikalisch begleitet.