10.07.2010

16.744 Schuhe vor Brandenburger Tor erinnern an Srebrenica und das Versagen der UN und Europas

15. Jahrestag des Massakers von Srebrenica (11.07.1995)

Foto : http://pillarofshame.com/

Mit 16.744 Schuhen für die 8.372 Toten von Srebrenica vor dem Brandenburger Tor erinnert das "Zentrum für politische Schönheit" an das Völkermordverbrechen serbi-scher Truppen in der ostbosnischen Stadt vor 15 Jahren am 11. Juli 1995. Aus den Schuhen, die aus Bosnien, Österreich, der Schweiz und Deutschland nach Berlin gebracht wurden und unter denen auch Schuhe der aus Massengräbern geborge-nen Opfer sind, soll bei Srebrenica eine "Säule der Schande" errichtet werden. Dieses Mahnmal in Form der beiden acht Meter hohen Buchstaben U und N für "United Nations" soll das Versagen des Weltsicherheitsrates der Vereinten Nationen (UN) ins Gedächtnis rufen, der den Genozid in Bosnien nicht verhindert hat. "Europa steht in Bosniens Schuld!" kritisiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf Transparenten, die die Mahnaktion im Herzen von Berlin begleiten. Die Menschenrechtsorganisation fordert von den europäischen Regierungen, dass der gesuchte mutmaßliche Hauptkriegsverbrecher Ratko Mladic endlich vor Gericht gestellt, den Bosniaken Visafreiheit gewährt, ihr Land in die EU und die Nato aufgenommen, wiederaufgebaut und wiedervereinigt wird.

 

"Die Mörder von Srebrenica waren zwar serbische Truppen", sagt der Präsident der GfbV-International, Tilman Zülch. "Doch der Weltsicherheitsrat, vor allem seine ständigen Mitglieder Frankreich, Großbritannien und Russland, haben mögliche Interventionen, dem Genozid in Bosnien 1992-1995 Einhalt zu gebieten, jahrelang blockiert. Deshalb mussten mindestens 150.000 Menschen sterben. Aber auch die anderen europäischen Regierungen haben dem Völkermord zugesehen Deshalb trifft auch sie schwere Schuld: Sie haben es nicht verhindert, dass serbische Militärs in Bosnien-Herzegowina mehr als 100 Konzentrations-, Internierungs- und Vergewaltigungslager einrichteten, tausende von Häftlingen ermordeten, 2,2 Millionen Bosnier vertrieben, Städte einkesselten und die schutzlosen Einwohner ununterbrochen beschossen. Zu den Verbrechen, die serbische Truppen ungehindert begehen konnten, gehörte auch die Zerstörung von 1 189 Moscheen und Medresen – die materielle Kultur der muslimischen Bosnier."

 

Das Völkermordverbrechen von Srebrenica gilt als das schlimmste Massaker auf europäischem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg. Die 40.000 Einwohner der Stadt und Flüchtlinge aus umliegenden Dörfern hatten sich unter den Schutz der dort stationierten Blauhelme begeben. Am 11. Juli 1995 marschierten serbische Truppen unter dem bis heute gesuchten Kriegsverbrecher Ratko Mladic in Srebrenica ein. Sie trennten Männer und Jungen von Frauen, Kindern und Alten und ermordeten sie. Wer im Stützpunkt der UN-Friedenstruppen Zuflucht suchen wollte, wurde abgewiesen und so in die Arme seiner Mörder getrieben. Die 8.372 Toten von Srebrenica wurden in Massengräbern verscharrt. Unter ihnen sind auch 560 Frauen. Bis heute konnten die sterblichen Überreste vieler Opfer, die von den Tätern später mit Bulldozern ausgegraben und an anderer Stelle wieder vergraben worden waren, noch nicht bestattet werden. Sie wurden noch nicht identifiziert. Tausende von überlebenden "Müttern von Srebrenica" warten noch immer auf Nachricht, ob ihre Angehörigen wie befürchtet unter den Ermordeten sind.

 

Für Nachfragen während der Aktion: Tel. 0151 153 09 888 oder Tel. 0175 150 15 68.

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