01.07.2005

10. Jahrestag des Massakers von Srebrenica

Gesellschaft für bedrohte Völker erinnert vor der Neuen Wache in Berlin auf 60 Meter langem Transparent an 8106 Ermordete von Srebrenica

Mit einem 60 Meter langen Transparent mit den Namen von 8106 Toten aus Srebrenica wird die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zusammen mit Hinterbliebenen der Ermordeten am kommenden Donnerstag vom Brandenburger Tor zur Neuen Wache ziehen. Dort sollen anlässlich des 10. Jahrestages der Eroberung der sog. ehemaligen UN-Schutzzone in Ostbosnien durch serbische Truppen (11.07.1995) alle bisher bekannten Namen der Toten verlesen werden.

 

Die GfbV will mit dieser Menschenrechtsaktion zum Gedenken an diese Opfer des Genozids in Bosnien auch daran erinnern, dass Europa den fortgesetzten Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Bosnien jahrelang tatenlos zugesehen hat - trotz der Warnungen, Appelle, Proteste und Aktionen vor allem der GfbV und trotz der Hilferufe aus den von der Außenwelt abgeriegelten und unter Dauerbeschuss liegenden bosnischen Städte.

 

Wir laden Sie herzlich ein zu unserer

 

Gedenkveranstaltung für die Toten von Srebrenica

 

am Donnerstag, den 07. Juli 2005, in Berlin

 

Um 10.30 Uhr starten wir mit dem 60 Meter langen Transparent am Brandenburger Tor zur Neuen Wache. Dort werden wir nach kurzen Ansprachen einer Repräsentantin der Hinterbliebenen, von Dr. Christian Schwarz-Schilling (Minister a.D.) und GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch vor dem Transparent mit der Verlesung der 8106 Namen beginnen. Dies wird mehrere Stunden in Anspruch nehmen.

 

Das Transparent wird im Anschluss an unsere Aktion nach Bosnien transportiert und in der Gedenkstätte für die Ermordeten in Potocari, einem Vorort von Srebrenica, gezeigt.

 

Wir bitten Sie außerdem herzlich, zu unserer Aktion in Ihrer Zeitung oder in Ihrer Sendung aufzurufen. Vielen Dank!

 

Zum Hintergrund: Am 11. Juli 1995 marschierten serbische Einsatztruppen in der UN-Schutzzone Srebrenica ein. Unter den Augen der dort stationierten niederländischen Blauhelme trennten sie Frauen und Kleinkinder von Männern und Knaben. Diese wurden durch Massenerschießungen umgebracht. Die Toten wurden in Massengräber geworfen, später oft mit Bulldozern ausgegraben und in Wäldern oder Steinbrüchen verscharrt. Bisher konnten 6.500 Ermordete exhumiert, 1.327 identifiziert und im Gedenkzentrum Potocari beigesetzt werden.

 

Die Hinrichtungen von Srebrenica gelten als das furchtbarste Verbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Noch immer sind die mit internationalem Haftbefehl vom Tribunal in Den Haag gesuchten serbischen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic und Ratko Mladic auf freiem Fuß. Auch viele ihrer Helfershelfer in Srebrenica wurden nicht zur Verantwortung gezogen. Im Gegenteil: Die meisten bekleiden in der serbisch kontrollierten Hälfte Bosniens wichtige Posten in Ämtern und Behörden.

 

Heute ist Srebrenica eine vergessene, verelendete, von den Tätern dominierte Stadt in der so genannten Republika Srpska. Hilfswerke haben sich zurückgezogen, nur die bosnische GfbV-Sektion unterhält dort ein Regionalbüro. Es gibt nur einen Laden für die 59 umliegenden Dörfer, das Krankenhaus ist geschlossen. Nur etwa 500 der 5000 zerstörten Häuser wurden wieder aufgebaut, die Strom- und Wasserleitungen jedoch nicht wieder repariert. Die rund 4.500 Rückkehrer – meist Witwen mit ihren Kindern -, die in der Stadt und dem Kreis in Bretterverschlägen, Kellern oder Ruinen leben, fühlen sich von Europa allein gelassen. Für sie initiiert die GfbV Spendenaktionen.