19.04.2005
10 Jahre zu spät: Internationale Gemeinschaft bedauert Völkermord in Ruanda - Genozid im Westsudan erreicht Höhepunkt
Der Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Tilman Zülch, erhebt anlässlich des 10. Jahrestages des Völkermordes in Ruanda schwere Vorwürfe:
"Während die internationale Gemeinschaft des Völkermords in Ruanda gedenkt und es bereut, nichts zur Rettung der Tutsi-Minderheit unternommen zu haben, erreicht der Genozid im Westsudan seinen Höhepunkt. Wieder werden vor aller Augen ungeheuerliche Verbrechen verübt, gegen die sich nur wenige Menschenrechtler und Journalisten engagieren. Dabei muss es sofort eine Intervention von internationalen Friedenstruppen geben, die den Völkermord und die Massenvertreibungen der arabischen Milizen und der sudanesischen Regierungstruppen an den schwarzafrikanischen Völkern der Fur, Masaalit und Zaghawa in Darfur/Westsudan beendet. Auch hier könnte es wie in Ruanda zur schlimmsten Katastrophe kommen: Eine Million Menschen drohen zu verhungern, weil die sudanesische Regierung humanitäres Völkerrecht missachtet und Hunger als Waffe einsetzt. Hunderttausende sind auf der Flucht.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft dem nordsudanesischen Regime und seinen Milizen im einzelnen vor:
Massenvertreibungen von mindestens 800.000 Menschen
Massentötungen
Bombardements ziviler Ziele wie Dörfer, mit Flüchtlingen überfüllte Städte und Flüchtlingslager
Planmäßige Massenvergewaltigungen von Frauen und Mädchen
Entführung von Kindern
Plündern des Eigentums und Raub der Viehbestände
systematisches Verbrennen oder Zerstören Hunderter Dörfer
Zerstörung von Trinkwasserquellen und Brunnen
Verbrennen von Ernten und Saatgut
Verweigerung von humanitärer und medizinischer Hilfe für die überlebenden
Wir haben seit Jahren internationale Ölkonzerne davor gewarnt, während des Krieges zwischen dem arabischen Regime in Khartum und dem schwarzafrikanischen Südsudan in den dortigen Kriegs- und Vertreibungsgebieten Öl zu fördern. Jetzt kauft der Sudan mit den Einnahmen aus dem Ölgeschäft Hubschrauber und schwere Waffen und setzt sie gegen die Zivilbevölkerung ein. Unsere Menschenrechtsorganisation erinnert daran, dass den Feldzügen der Regimes in Khartum in den letzten 40 Jahren 2,5 Millionen Südsudanesen und Nuba zum Opfer gefallen sind. Auch dieses Mal wird Khartum den Genozid und die Vertreibungen im Westen des Landes zu Ende führen, wenn es nicht zu einer Intervention von außen kommt."