Louis Westerkamp studiert Ethnologie und hat im Jahr 2022 ein Praktikum bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) im Referat für ethnische, religiöse und sprachliche Minderheiten und Natinalitäten gemacht. Zur Zeit ist er auf den Philippinen, wo er ein Auslandssemester absolviert. Wir haben ihm ein paar Fragen in die Ferne geschickt.

Foto: Privat 

 

Warum hast du dich für ein Praktikum bei der GfbV entschieden?

Zu Beginn der Pandemie saß ich, wie viele andere Studis zuhause fest, und da ich kurz vor dem Bachelorabschluss stand, habe ich mir endlich auch mal Gedanken darüber gemacht, was ich eigentlich nach meinem Studium machen möchte. Mein Studium (Ethnologie) ist sehr spannend, aber bereitet nicht auf einen bestimmten Beruf vor. Für ein mögliches Praktikum habe ich mich dann insbesondere auf NGOs im Bereich Menschenrechte und Entwicklungszusammenarbeit fokussiert. Ich habe mich etwas umgeschaut, und wer in Göttingen studiert, kommt in dem Bereich der Menschenrechtsarbeit natürlich nicht an der GfbV vorbei. Von anderen Studis habe ich auch von der guten Arbeitsatmosphäre gehört, dann habe ich mich beworben.

 

Was hast du daraus mitgenommen?

Die Arbeit war sehr vielfältig, von Meetings und Workshops über Plakate austeilen zu eigenständigen Recherchen und Beiträgen – die Palette der Aufgaben war breit, obwohl ich die meiste Arbeit aufgrund der Pandemie und einer Verletzung leider von zu Hause erledigen musste. Mir hat besonders gefallen, dass es neben dem alltäglichen Geschäft auch langfristige und referatsübergreifende Projekte gibt. Insgesamt habe ich tolle und vielfältige Einblick in die Arbeit einer NGO bekommen. Davon abgesehen wurde ich auch sehr gut aufgenommen und war begeistert davon, mit wie viel Ehrgeiz alle für die Rechte verfolgter oder bedrohter ethnischer, sprachlicher und religiöser Minderheiten eintreten. Das prägt und schärft den Blick für die vielen globalen Ungerechtigkeiten!

 

Was hat dich überrascht? 

Die GfbV ist eine sehr präsente und bekannte Organisation. Dennoch ist sie keine starre und anonyme Institution mit strikten Hierarchien, sondern alle sind nahbar und freundlich. Überrascht war ich auch davon, wie groß die Bandbreite an Themen, Regionen und Projekten ist, an denen die verschiedenen Referate trotz der geringen Ressourcen und eines überschaubaren Teams arbeiten. Und auch, wenn mal wieder viel anstand, habe ich die Arbeitsatmosphäre stets sehr freundlich erlebt.

 

Welches Projekt lag dir besonders am Herzen? 

Mir lag insbesondere das Katar-Projekt zur Fußball-WM 2022 am Herzen. Ich bin selbst leidenschaftlicher Fußballer, der sich aber in den letzten Jahren immer mehr vom korrumpierten Weltfußball abgewendet hat. Besonders der groteske Auftritt gescheiterter Berufspolitiker und Fußballfunktionäre am Katar-Roundtable des FC Bayern, zu dem ich dann auch einen Blogbeitrag schreiben durfte, hat mir nochmal vor Augen geführt, wie wenig sich die Fußballgrößen noch um Integrität und Menschenrechte kümmern.

 

Welchen Tipp hast du für zukünftige Praktikant*innen?

Da ich es leider nur selten ins Victor-Gollancz-Haus geschafft habe, wäre mein Rat: Ab ins Büro, die Kolleg*innen kennenlernen und viel Zeit vor Ort verbringen! Die Einblicke in die Arbeit vor Ort und die Gespräche sind besonders wertvoll. Dazu gehört auch die Teilnahme an Protestaktionen und Kundgebungen, was mir leider aufgrund der Verletzung versagt geblieben ist.

 

Was steht bei dir jetzt an?

Momentan bin ich im Auslandssemester auf den Philippinen. Ich plane, hier eine Forschungsübung zu absolvieren. 2024 steht dann der Abschluss meines Masterstudiums an.

 

Dabei wünschen wir dir viel Spaß und Erfolg!